Ein österreichischer Bischof, der neue Bischof von Kärnten, Josef Marketz, verlangt eine „Abschaffung des Zölibats“! Katholische Priester sollen Ehen eingehen können. Ja was denn noch alles!
Ja, die Abschaffung des Zölibats haben schon viele verlangt. Laien, Laiinnen, mittlere Funktionäre, ja sogar lateinamerikanische Bischöfe. Aber jetzt verlangt das ein österreichischer Bischof. Einer aus dem Zentrum der Hierarchie. Und Papst Ratzinger kann nicht mehr helfen: und bei Franziskus weiß man ja nie, ob er womöglich selbst noch auf solche Ideen kommt.
Die Nachricht ist eine schlechte Nachricht – für alle, die Vereine und Vereinigungen wie die römische Kirche als Überbleibsel aus einem früheren Jahrhundert ansehen. Für alle, die den Glauben an einen persönlichen, allmächtigen, allwissenden, gütigen Gott für einen mittelalterlichen Unsinn ansehen, für alle, die die Wiederbelebung längst verworfener Schöpfungsmythen unter dem Titel des Kreationismus für eine gefährliche Drohung halten. Für alle, die den die Gesellschaft immer noch durchsetzenden Einfluss der Kirche für letztlich gefährlich halten. Und die mit dem selbst gewählten Abseits, in das sich die römische Kirche konsequent gestellt hat, ganz zufrieden sind.
Die Nachricht ist freilich eine gute Nachricht für alle, denen eine Glaubensgemeinde auch eine Art Heimat und Wirkungskreis ist, die an sich vernünftige Menschen sind, aber trotzdem gerne in einem Kirchenchor singen, die in Vinzenzvereinen und über die Caritas Krisenintervention betreiben, wo Gemeindestrukturen nicht mehr greifen oder sich politische Institutionen bereits vertschüsst haben. Die Nachricht macht ihnen Mut und die Hoffnung, dass in dieser bald 2000 Jahre alten Kirche doch noch so etwas wie Realitätswahrnehmung eintritt und dass sie ins 21. Jahrhundert findet.
Ach, was waren das doch für Zeiten, wo man sich auf römisch-katholische Hierarchien noch verlassen konnte …
recht interessant finde ich die begründung des bischofs für die abschaffung des zölibats: er kenne „die Vereinsamung vieler alter Priester“.
ja, kann ich mir vorstellen. nie eine offizielle familie, nie eine offizielle beziehung, nie offizielle kinder … das kann nicht gut ausgehen.
mb
👍