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Michael Bürkle

CoV: Datenübersicht; Vergleiche; Schlüsse

Es geht mir hier um einen Überblick über die Daten zur CoV-Infektion in Österreich; mit einem Blick am 6.4. über die Grenzen. Ich verfolge die Infektionsdaten seit Di 25.2. (die ersten 2 Infizierten in Österreich) und will hier vollständig und gut verständlich darstellen, was sich seit Mitte März ereignet hat. Ich möchte die Daten hier evident und tagesaktuell halten, auch in der Wiederaufbauphase.

1. Österreich

1.1. Rohdaten

Seit Fr 13.3. sieht die Anzahl der Infektionen mit absoluter und relativer Zunahme folgendermaßen aus.

Datum Anzahl Infektionen Zunahme absolut Zunahme relativ
Sa 14.3. 655 151 30,0%
So 15.3. 860 205 31,3%
Mo 16.3. 1.018 158 18,4%
Di 17.3. 1.332 314 30,8%
Mi 18.3. 1.646 314 23,6%
Do 19.3. 2.013 367 22,3%
Fr 20.3. 2.388 375 18,6%
Sa 21.3. 2.814 426 17,8%
So 22.3. 3.244 430 15,3%
Mo 23.3. 3.924 680 21,0%
Di 24.3. 4.876 952 24,3%
Mi 25.3. 5.560 684 14,0%
Do 26.3. 6.298 738 13,3%
Fr 27.3. 7.399 1.101 17,5%
Sa 28.3. 7.995 596 8,1%
So 29.3. 8.536 541 6,8%
Mo 30.3. 9.377 841 9,9%
Di 31.3. 9.974 597 6,4%
Mi 1.4. 10.482 508 5,1%
Do 2.4. 10.967 485 4,6%
Fr 3.4. 11.383 416 3,8%
Sa 4.4. 11.665 282 2,5%
So 5.4. 11.907 242 2,1%
Mo 6.4. 12.206 299 2,5%
Di 7.4. 12.519 313 2,6%
Mi 8.4. 12.852 333 2,7%
Do 9.4. 13.138 286 2,2%
Fr 10.4. 13.492 354 2,7%
Sa 11.4. 13.776 284 2,1%
So 12.4. 13.894 118 0,9%
Mo 13.4. 13.999 105 0,8%

In absoluter Zunahme sind das folgendermaßen aus:


Man sieht, dass bis etwa Ende März die Zunahme an Infizierten steigt, seit dann aber eigentlich konsequent sinkt. Besondere Spitzen gibt es an Montagen, an denen offensichtlich über das Wochenende bekannt gewordene Infektionen eingearbeitet werden. (Das gilt auch für die Daten am 6.4.)

In relativen Zahlen (Prozentzahlen) sieht die Zunahme der Infektionen so aus:

Auch hier erkennt man die Montagsspitzen, auch eine schwache letzte.
Man sieht: die Zunahme an Infektionen geht gegen 0. Null Zunahme heißt: es nimmt nicht mehr zu. Die Situation ist unter Kontrolle.

(Ergänzung am 10.4.: Die Zunahme ging gegen 0. Sie „tanzt“ jetzt um gut 300 pro Tag oder ca. 2,5% herum. „Tanz“? Dazu später.
Am 13.4.: die Zahlen von gestern und heute täuschen etwas. Es ist Ostern; es werden weniger Daten eingegeben. Morgen und übermorgen wird die Zunahme scheinbar wieder steigen.)

1.2. Ein mathematisches Modell

Man kann natürliches Wachstum sehr oft sehr gut mit einem logistischen Wachstum mathematisch modellieren. Logistisches Wachstum geht davon aus, dass je größer die Anzahl der Objekte ist, desto größer das Wachstum (bei Krankheiten: je mehr Infizierte, desto mehr Übertragungen; klar), aber auch dass je kleiner die Zahl der nicht Infizierbaren, desto geringer die Anzahl der Übertragungen (bei Krankheiten: je mehr schon infiziert sind, desto weniger können infiziert werden).

Man kann (konnte!, Erg. 10.4.) die österreichischen Daten sehr gut mit einer logistischen Kurve mit Maximalwert um 13.200 in Beziehung setzen; das sieht dann so aus:

(In den letzten Tagen ist die „blaue“ Realität aus dem rot skizzierten logistischen Verlauf „linear ausgebrochen“. Ein „Endwert“ von etwa 14.800 erweist sich am 13.4. als realistischer:

Da war ich vor längerer Zeit schon einmal.)

Eine Wachstumskurve dieser Art wäre wohl auch ohne politische Eingriffe herausgekommen, aber vermutlich mit einem deutlich höheren Endwert. Hier hört das bei etwa 13.200 Krankheitsfällen auf. Das ist in unserem Gesundheitssystem noch bearbeitbar. Nur ein geringer Teil der Infizierten entwickelt Kranheitssymptome, die einer Intensivstation bedürfen.

Ich denke, wir können der Bundesregierung – und uns allen – gratulieren; wir haben die Krise geschafft. Ein Meisterstück. Das nächste Meisterstück muss die Rückkehr zur Normalität werden.

1.3. Wie weiter mit dem Virus?

Ist die Sache völlig ausgestanden? Nicht unbedingt. Das hängt auch davon ab, wie viele Menschen in Österreich mit dem Virus in Kontakt gekommen sind und Antikörper bilden konnten. Wir wissen sehr wenig über diese Dunkelziffer; es gibt sehr verschiedene Vermutungen. Man kann das nur erforschen, indem man repräsentative Stichproben der Bevölkerung untersucht – unabhängig davon, ob sie Krankheitssymptome zeigen oder nicht. Man hat das vor ein paar Wochen in Island gemacht: von ca. 6300 Untersuchten waren 52 positiv, also nicht einmal ein Prozent.

Wenn die Dunkelziffer hoch ist, haben viele Menschen Antikörper entwickelt und wir müssten uns vor einer zweiten Infektionswelle wenig fürchten. Wenn es noch viele Infizierbare gibt, kann die Infektion wieder aufflammen.

Langfristig werden viele Menschen immun werden – aber das Virus wird sich weiterentwickeln, es werden Mutationen entstehen, gegen die die bestehenden Antikörper nichts ausrichten. Ich nehme an, CoViD-19 wird als CoViD-22 und CoViD-30 immer wieder auftauchen – wie die großen Grippeepidemien auch.

(Ergänzung am 10.4.: Ein weithin zitierter Artikel – „The Hammer and the Dance“ von Tomas Pueyo und anderen – beschreibt das ähnlich. Nach einer Phase des „Hammers“ – wir haben sie gerade hinter uns – die dazu dient, das Virus so „kleinzukriegen“, dass das Gesundheitssystem nicht zusammenbricht, folgt eine Phase des „Tanzens“, in der es immer wieder kleine Infektionswellen gibt, die man genau im Auge behalten muss, um sie klein zu halten. Auf diese Weise entsteht nach und nach eine Immunität bei vielen Menschen – bis es zu einer Impfung oder einem Medikament kommt.

Manche anderen Staaten haben auf den „Hammer“ versucht zu verzichten, um direkt zur Herdenimmunität zu kommen. Sie haben jetzt höhere Infektionszahlen und vor allem höhere Sterberaten. Von „Herdenimmunität“ sind sie immer noch weit entfernt, wenn man davon ausgehen kann, dass die festgestellten Infektionen etwa ein Drittel aller sind.)

1.4. Wie weiter mit der Quarantäne?

Die Quarantäne ist gefährlich. Ehekrisen werden provoziert – die meisten Gewaltverbrechen entstehen in engen Beziehungen. Die Quarantäne ist auch wirtschaftlich gefährlich: sie ruiniert Betriebe, vor allem kleine, sie gefährdet Arbeitsplätze, sie macht Menschen arbeitslos, sie entzieht ihnen Lebensgrundlagen. Irgendwann ist die Quarantäne schlimmer als das Virus. Die Nebenwirkungen des Medikaments schlimmer als die Krankheit.

Wir müssen die Quarantäne zurückfahren – schnell! Aber vorsichtig, konzentriert, konsequent. Wir müssen weiterhin relative Distanz halten; wir müssen weiterhin elementare Hygiene üben. Kleine Betriebe sollen aber wieder öffnen – damit werden Arbeitsplätze und Existenzen gesichert. Wir sollten darauf achten, dass nicht mehr Menschen in einem Geschäft sein dürfen, als die Fläche erlaubt. Große Sportveranstaltungen, große Kulturveranstaltungen mit Massenkontakten sind noch nicht möglich. Einzelsport: kein Problem. Großkaufhäuser bleiben geschlossen. Restaurants machen auf und lassen so viele Gäste zu, wie die Fläche erlaubt, sodass alle ihre Distanz gesichert haben. Faustregel: nur jeder 2. Tisch wird verwendet.

Die Bundesregierung befindet sich auf einem gefährlichen Pfad. Bei einem Infektionswachstum von mittlerweile gut 2% wird man den Leuten nicht mehr lange harte Maßnahmen verordnen können. Da verliert man Glaubwürdigkeit und damit Gefolgschaft. Dann wird Quarantäne umgangen, dann werden Schlupflöcher gesucht und gefunden.

2. International

Aus der Perspektive des 6.4.2020

Begonnen hat es in China. Derzeit ist Europa der Hauptschauplatz der Pandemie. Bald werden die USA das Zentrum werden. Dann Südamerika, Afrika, mit üblen Folgen, weil dort die Gesundheitssysteme nicht darauf vorbereitet sind – das Virus bleibt uns noch lange erhalten. China, Südkorea, Singapur – sie sind uns zeitlich voraus. Die anderen werden uns unvermeidlich folgen – bis es Medikamente gibt.

Man findet internationale Vergleichszahlen im sehr sorgfältig geführten Wikipedia-Artikel zur Pandemie; aktuell führt auch die Seite https://datawrapper.dwcdn.net/rYe88/1966/#toggle  internationale Vergleichsdaten.

Ich bin mit dem Vergleich bei Weitem noch nicht fertig; hier einstweilen einige relevante Daten verschiedener Länder zum 6.4.

Einwohner
in Millionen
Fälle
insges.
Tote
insges.
Fälle /
100.000 Ew.
Tote /
100.000 Ew
Tote /
1000 Fälle
Komm.
USA 328 356.942 10.524 108,8 3,2 29,5
Spanien 47 135.032 13.169 287,3 28,0 97,5
Italien 60 132.547  16.563 220,0 27,4 124,7
Deutschland 83 101.806   1.680 122,7 2,0 16,5
Frankreich 67 98.957   8.926 147,7 13,3 90,2
China 1.400 82.665   3.335 5,9 0,2 40,3
Iran 82 60.500   3.739 73,8 4,6 61,8
Vereinigtes
Königreich
67 52.274   5.383 78,6 8,1 103,0
Türkei 83 30.217      649 36,3 0,8 21,5
Schweiz 8,5 21.567    765 252,4 9,0 35,5
Niederlande 17 17.851    1.766 105,0 10,4 98,9
Österreich 8,9 12.206     220 137,1 2,5 18,0
Südkorea 52 10.284      186 19,8 0,4 18,1

Die Anzahl der Fälle pro 100.000 Einwohner – ich denke da an eine Mittelstadt wie Innsbruck – zeigt u.a., wie weit fortgeschritten die Infektion ist oder, im Gegenteil, wie sehr Schutzmaßnahmen greifen. Was davon wahr ist, müsste und könnte mithilfe der Daten aus der Zeit davor erschlossen werden; die Momentaufnahme genügt da nicht. Die Anzahl der Toten pro 100.000 Einwohner ist ein Maß, wie schwer ein Land betroffen ist; die Anzahl der Toten pro 1.000 Fälle zeigt u.a., wie effektiv das Gesundheitssystem ist.

Österreich steigt insgesamt sehr gut aus. Die Schweiz hat z.B. bei etwa gleich vielen Einwohnern viel mehr Fälle (fast doppelt so viele), aber noch viel mehr Todesfälle (über das Dreifache!). Die Niederlande haben bei doppelt so vielen Einwohnern nicht ganz das Doppelte an Infizierten, aber  bereits das Siebenfache an Todesfällen! Am gravierendsten betroffen sind in dieser Liste Spanien und Italien und dann Frankreich, sowohl was die Anzahl der Infektionen als auch was die Anzahl der Verstorbenen betrifft. Hier sind offensichtlich die Gesundheitssysteme kaum mehr in der Lage, adäquat auf die Infektion zu reagieren. Deutschland steht ein bisschen besser da als Österreich: etwas weniger Infektionen, etwas weniger Tote, etwas milderer Verlauf. In Frankreich sind verhältnismäßig gleich viele Menschen betroffen wie in Österreich, aber sehr viel mehr sind gestorben.

Die Türkei hat bei etwa gleicher Bevölkerungszahl wie Deutschland deutlich weniger Infektionen zu verzeichnen, diese verlaufen aber aggressiver. Offenbar wird in der Türkei noch viel weniger getestet; es ist zu befürchten, dass die Türkei da noch sehr viel „aufholen“ wird. Und auch die USA stehen sichtlich erst am Anfang und haben trotzdem schon katastrophale Werte, viel schlechtere als Österreich, das am Ende einer Entwicklung steht.

………..

Lit.: Pueyo, Tomas (2020): The Hammer and the Dance. What the Next 18 Months Can Look Like, if Leaders Buy Us Time.

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Jan Kees
Jan Kees
4 Jahre alt

Gratuliere, dass es bei euch so gut geht, wir hoffen dass es bei uns auch bald eine Ende von der Grippe gibt.

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[…] habe im Artikel „CoV: Datenübersicht; Vergleiche; Schlüsse“ die Phase 1 des „Kampfs“ gegen das Coronavirus in Österreich dargestellt. Die Daten […]

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