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Michael Bürkle

Corona Update 23.8.

Hier das übliche wöchentliche Update

1. in Österreich

In Österreich ist wie in ganz Europa die zweite Welle da; sie plätschert nicht mehr, sie rauscht bereits. Cluster poppen allenthalben auf; der Import der Infektionen über den Tourismus spielt eine große Rolle. Die Zunahme der Infektionen schwankt mittlerweile zwischen 200 und gut 300 pro Tag; die Anzahl der aktuell Erkrankten geht auf 3.000 zu. Zahlen wie im April, aber wir wissen etwas mehr als damals.

Es wird schwieriger: die Regierungspartei ÖVP ist offenbar bereit, für das Tourismus-Business allzu große Kompromisse einzugehen – wie das schon Ende Winter im Tiroler Ischgl der Fall war. Die bisher geübte Einheit in der Regierung wankt; wirtschaftliche Interessen verführen zum Aufweichen von Regelungen. Die österreichische Bundesregierung verliert an Kompetenz: es entsteht für mich bei der Rückfahrt von TouristInnen aus dem Süden der Eindruck von unkoordinierten Panikationen: man kann nicht alle Reisenden an der Grenze kontrollieren; es ist auch nicht nötig. Man kann nicht verlangen, dass TouristInnen Österreich ohne Aufenthalt durchqueren – das erinnert an widersinnige Forderungen, die die Tiroler Landesregierung am Ende des Winters erhoben hatte. Ja, die zweite Welle löst offensichtlich auch Angst in der Politik aus; und das Schuljahr kommt schnell auf uns zu.

Ich wiederhole mich, noch einmal: „Die Bundesregierung müsste mutiger werden und die wahren Gefahrenherde benennen und regeln. Man muss in Industrie-, Tourismus- und Religionsbetrieben (Kirchen, Moscheen, …) klare Höchstgrenzen an Menschen pro Raum definieren. Das muss man dann auch überwachen. Da muss man auch Kundenverluste in Kauf nehmen. Man muss für ordentliche Unterbringung sorgen: bei ErntearbeiterInnen wie bei Tourismus-PraktikantInnen. Man muss lernen, dass Dinge, die im Kapitalismus üblich sind, nicht mehr tragbar sind. Ja, das geht über Symbolpolitik weit hinaus. Darüber hinaus wird die Zunahme des Reiseverkehrs auch ein Grenzmanagement erfordern: wir brauchen schnelle Tests.“ (Aber wir müssen nicht alle testen.)

Auch andere vom Tourismus lebende Länder schließen Nachtbars, Discos etc. Die Spaßgesellschaft wird immer mehr als Risiko erkannt. Aber klar: die Leute leben ja nach der Devise „no risk no fun“. Sie sterben aber auch nach dieser Devise. Und stecken davor noch ein paar andere an.

Die absoluten Zunahmen:

Die relativen Zunahmen:

Und die Anzahl der aktuell Erkrankten – drastisch!:

Alle, die geträumt haben, dass sich das Virus still und leise vertschüsst, müssen umdenken. Nicht nur in Österreich.

Lehrer und Schülervertreter fordern vom Minister Klarheit über das Umgehen mit Corona im neuen Schuljahr. Der Arme! Wie soll er? Woher soll er wissen, was Mitte September ist? Der Minister seinerseits findet die Maske im Unterricht unzumutbar. Da ist das dann eher der Minister selbst. Gestern / heute bleibt der Minister noch dabei: Maske nicht im Unterricht, aber in den Pausen. Wir stellen uns auf Fernunterricht ein: und richten seine Durchführung an der Corona-Ampel aus.

2. weltweit

Wie letzte Woche: Das Virus wütet derzeit vor allem in Amerika – Nord und Süd, im Nahen Osten, in Asien – am indischen Subkontinent und in seiner Nachbarschaft, auch schon in Afrika. Europa hat den Tsunami im Großen und Ganzen einigermaßen überstanden und stellt sich in allen Ländern auf das Geplätscher der zweiten Wellen ein. In Spanien, in Kroatien und in anderen Balkanländern nehmen die Infektionen deutlich zu (Spanien hat da das UK wieder „überholt“), noch nicht aber die Todesfälle. Ja, die zweite Welle ist da, die zweiten Wellen sind da, dabei ist aus Sicht des Globus die erste Welle noch gar nicht abgeschlossen.

Weltweit haben wir (nach der Johns Hopkins University) derzeit bereits über 17 Millionen festgestellte Infektionen, über 600.000 sind verstorben. Etwa gute 3% der festgestellt-Infizierten sterben – je nach Land deutlich mehr oder auch weniger.

Wir werden mit dem Virus bis auf Weiteres leben und sterben müssen, weltweit. Man kann mit ihm leben, man kann an ihm sterben. Man kann auch – auch das wird immer klarer – überleben und an den Spätfolgen leiden.

Die Johns Hopkins University hat heute um 9 Uhr früh folgende Tabelle geliefert:

Staat Infekte ge-
nesen
ge-
storben
Ew. in Mio Fälle / 100.000 Ew. Tote / 100.000 Ew (Mortal.) Tote / Infiz. (Letal.)
USA 5.668.245 1.985.484 176.362 329,1 1723 53,6 3,1%
Brasilien 3.582.362 2.913.966 114.250 211,0 1697 54,1 3,2%
Indien 3.044.940 2.280.566 56.706 1366,4 223 4,1 1,9%
Russland 949.531 765.754 16.268 145,9 651 11,2 1,7%
Südafrika 607.045 504.127 12.987 58,6 1037 22,2 2,1%
Peru 576.067 380.730 27.245 32,5 1772 83,8 4,7%
Mexiko 556.216 453.104 60.254 127,6 436 47,2 10,8%
Kolumbien 522.138 348.940 16.568 50,3 1037 32,9 3,2%
Chile 395.708 369.730 10.792 19,0 2088 56,9 2,7%
Spanien 386.054 150.376 28.838 46,7 826 61,7 7,5%
Iran 356.792 307.702 20.502 82,9 430 24,7 5,7%
Argentinien 336.802 245.781 6.848 44,8 752 15,3 2,0%
UK 326.595 k.A. 41.509 67,5 484 61,5 12,7%
Saudi-Arabien 306.370 278.441 3.619 34,3 894 10,6 1,2%
Pakistan 292.765 275.836 6.235 216,6 135 2,9 2,1%
Bangladesch 292.625 175.567 3.907 163,0 179 2,4 1,3%
Frankreich 275.562 85.102 30.517 65,1 423 46,9 11,1%
Italien 258.136 205.203 35.430 60,1 430 59,0 13,7%
Türkei 257.032 236.370 6.102 83,4 308 7,3 2,4%
Deutschland 233.857 207.100 9.331 83,5 280 11,2 4,0%
Irak 201.050 143.393 6.353 39,3 511 16,2 3,2%
Philippinen 187.249 114.921 2.966 108,1 173 2,7 1,6%
Indonesien 151.498 105.198 6.594 270,6 56 2,4 4,4%
Kanada 126.560 112.621 9.117 37,4 338 24,4 7,2%
Katar 116.765 113.531 193 2,8 4123 6,8 0,2%
Bolivien 108.427 43.887 4.442 11,5 942 38,6 4,1%
Ecuador 107.089 87.889 6.277 17,4 616 36,1 5,9%
Ukraine 105.337 53.458 2.286 44,0 239 5,2 2,2%
Kasachstan 104.543 91.089 1.415 18,6 564 7,6 1,4%
Israel 102.080 79.303 819 8,5 1198 9,6 0,8%
Ägypten 97.237 65.118 5.243 100,4 97 5,2 5,4%
Dominik.Rep. 90.561 59.949 1.554 10,7 843 14,5 1,7%
China 89.654 83.924 4.711 1433,8 6 0,3 5,3%
Schweden 86.068 k.A. 5.810 10,0 858 57,9 6,8%
Panama 85.480 60.528 1.878 4,2 2013 44,2 2,2%
Oman 83.769 78.386 609 5,0 1684 12,2 0,7%
Belgien 81.468 18.204 9.988 11,5 706 86,6 12,3%
Kuwait 79.957 71.770 513 4,2 1901 12,2 0,6%
Rumänien 77.544 35.079 3.233 19,4 400 16,7 4,2%
Weißrussland 70.285 68.577 637 9,5 744 6,7 0,9%
Niederlande 68.051 k.A. 6.225 17,1 398 36,4 9,1%
Guatemala 67.856 56.277 2.580 17,6 386 14,7 3,8%
VAE 66.617 58.408 372 9,8 682 3,8 0,6%
Japan 62.171 47.418 1.179 126,9 49 0,9 1,9%
Polen 61.181 41.661 1.951 37,9 161 5,1 3,2%
Singapur 56.266 53.920 27 5,8 969 0,5 0,0%
Portugal 55.452 40.652 1.794 10,2 542 17,5 3,2%
Honduras 53.983 8.449 1.643 9,7 554 16,9 3,0%
Nigeria 51.905 38.767 997 201,0 26 0,5 1,9%
Marokko 50.812 35.040 858 36,5 139 2,4 1,7%
Bahrain 49.038 45.589 183 1,6 2988 11,2 0,4%
Ghana 43.505 41.532 261 30,4 143 0,9 0,6%
Kirgisistan 43.023 36.397 1.056 6,4 671 16,5 2,5%
Armenien 42.616 35.907 850 3,0 1441 28,7 2,0%
Algerien 41.068 28.874 1.424 43,1 95 3,3 3,5%
Schweiz 39.627 34.100 2.000 8,6 461 23,3 5,0%
Äthiopien 39.033 14.480 662 112,1 35 0,6 1,7%
Venezuela 38.957 28.453 323 28,5 137 1,1 0,8%
Usbekistan 38.698 34.576 269 33,0 117 0,8 0,7%
Afghanistan 37.999 28.180 1.387 38,0 100 3,6 3,7%
Aserbaidschan 35.105 32.842 515 10,0 349 5,1 1,5%
Costa Rica 33.084 10.372 348 5,0 656 6,9 1,1%
Moldawien 33.072 22.683 935 4,0 818 23,1 2,8%
Kenia 32.118 18.453 542 52,6 61 1,0 1,7%
Nepal 31.117 18.350 146 28,6 109 0,5 0,5%
Serbien 30.548 k.A. 695 8,8 348 7,9 2,3%
Irland 27.908 23.364 1.777 4,9 572 36,4 6,4%
Österreich 25.062 21.406 732 9,0 280 8,2 2,9%
Australien 24.812 19.231 502 25,2 98 2,0 2,0%
El Salvador 24.420 12.032 661 6,5 378 10,2 2,7%
Tschech.Rep. 21.790 16.087 411 10,7 204 3,8 1,9%

Mittlerweile ist das gesamte Lateinamerika massiv betroffen. Die Zahlen für Indien sind höchstwahrscheinlich um Größenordnungen zu gering – womöglich ist Indien bereits der am heftigsten betroffene Staat. Auch die russischen Zahlen sind mit großer Sicherheit zu klein um die russische Realität wiederzugeben. Das dürfte auch andere Länder betreffen: zum Teil wird („k.A.“) „keine Angabe“ zu bestimmten Daten mehr gemacht.

Wenn man die Anzahl der festgestellten Infekte auf die Bevölkerung (jeweils 100.000 Einwohner) umrechnet, haben wir immer noch mit Katar (4123), Bahrain (2988), Kuwait (1901) und Oman (1694) einige relativ kleine arabische Länder unter den Hauptbetroffenen – für mich ist das aufklärungsbedürftig. Panama, ein kleiner Staat am Übergang von Nord- und Südamerika, hat sehr hohe Infektionszahlen (2013). Ansonsten sind Chile  (2088), Peru (1772), die USA (1723) und Brasilien (1697) nicht nur in absoluten Zahlen, sondern auch in relativen Zahlen am stärksten betroffen. Armenien (1441) und Israel (1198) folgen.

In Europa ist Schweden (858) sehr stark betroffen; auch Spanien (826)  hat an Infektionen wieder deutlich zugelegt. Deutschland liegt bei 280, Österreich mittlerweile gleich, die Schweiz bei 461, die Niederlande bei 398.

In Bezug auf die Sterblichkeitsrate (Verstorbene in Bezug zur Bevölkerung) liegen Belgien (86,6), Peru (83,8), Spanien (61,7), das UK (61,5), Italien (59,0), Schweden (57,9), Chile (56,9), Brasilien (54,1), die USA (53,6) über 50 Toten pro 100.000 Einwohnern.

Die Zahlen der Niederlande (36,4), der Schweiz (23,3), Deutschlandd (11,2) und Österreichs (8,2) zeigen, welches Spektrum innerhalb ähnlicher Länder in Europa möglich ist.


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