… aber Trump gewinnt Wahlmännermehrheit.
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Wollen wir im Schrecken über das US-Wahlergebnis eines nicht vergessen: Hillary Clinton gewann die Mehrheit der Stimmen der Wählerinnen und Wähler: 60,1 Millionen oder 47,7% versus Trumps 59,8 Millionen oder 47,5%.
Das ist in den USA nicht ungewöhnlich. Schon Al Gore hatte 2000 mehr Stimmen als George W. Bush.
Jeder der 50 Bundesstaaten stellt nämlich eine bestimmte Anzahl von „Wahlmännern“ (oder „Elektoren“). Jeder Staat mindestens 3, unabhängig von der Bevölkerungszahl; größere Staaten wie Kalifornien (55), Texas (38) oder New York (29) wesentlich mehr. Wer einen Staat gewinnt, bekommt in aller Regel alle Elektoren dieses Staates. („The winner takes it all.“) Auf diese Weise ist es ohne Weiteres möglich, bei einer Minderheit der Stimmen eine Mehrheit der Elektoren zu erzielen. Und nur diese Mehrheit zählt. (In Österreich zählen bei Wahlen immer noch die Stimmen der WählerInnen.)
Trump gewann neben Texas die meisten kleinen Staaten des ländlich-konservativen Mittelwestens, die verhältnismäßig mehr Wahlmänner stellen, als ihnen von der Bevölkerungszahl allein her zustehen würde.
Wollen wir außerdem festhalten, dass ca. 4,8% der WählerInnen weder für Clinton noch für Trump gestimmt haben. Die gehen in der Berichterstattung meistens völlig unter. Ja, man kann auch außerhalb der Republikaner oder Demokraten kandidieren. Aber man hat damit im System des „the winner takes it all“ keine reelle Chance auf Erfolg. (Und wollen wir festhalten, dass sehr viele, etwa 50%, gar nicht gewählt haben.)
Ja, das demokratische System der USA hat enorme Fehler. Die USA sind keineswegs die „Musterdemokratie“, als die sie immer wieder verkauft werden. Sie sind eine Demokratie des Großen Geldes („big money“) und eines sich selbst einbetonierenden Zweiparteiensystems, das keine wirklichen Alternativen aufkommen lässt, sondern von vornherein abwürgt.
Wir müssen das den US-Amerikanern nicht nachmachen.