In Bregenz gewesen, Rigoletto auf der Seebühne gesehen. Viele bunte, eindrucksvolle Bilder, wohltönende Bilder. Eindrucksvoll; durchaus eindrucksvoll.
Aber der Inhalt? Rigoletto von Verdi. Eine Zusammenfassung nach „Opera offline“…
Rigoletto, der Hofnarr des Herzogs von Mantua, tut alles, um seine Tochter Gilda vor diesem notorischen Frauenhelden zu schützen. Auch der Fluch des Grafen Monterone beunruhigt ihn, denn unter der Maske des Narren verbirgt sich ein liebevoller und besorgter Vater. Der Herzog verführt Gilda und lässt sie von seinen Höflingen entführen. Sie verliebt sich in ihn und. Rigoletto fühlt sich verraten und entehrt und will sich am Herzog, der nach der Eroberung Gildas bereits neuen Abenteuern nachjagt, rächen. Er engagiert Sparafugile, den Herzog in der Nacht zu ermorden. Gilda nimmt in Männerkleidung den Platz ihres Geliebten ein und wird erdolcht. Als Rigoletto selbst die Leiche des Herzogs in den Fluss werfen will, findet er die Verwechslung heraus und der Fluch Monterones hat sich erfüllt.
Der Vater Rigoletto befiehlt seiner Tochter, das Haus nicht zu verlassen. Nur zur Kirche darf sie. Dort „verliebt“ sie sich: Lippen schweigen, Herzen sprechen.
Bekanntestes Stück aus der Oper: „La Donne è mobile“ – Frauen sind trügerisch, man könne sich nicht auf sie verlassen. In der Bregenzer Fassung kommt das insgesamt 3 mal.
Naja: inhaltlich ist dieses Stück nicht zu retten. Das muss schon bei der Uraufführung 1851 inhaltlich uralt gewesen sein. Die Musik ist schön, klar: Verdi; aber was tut dieses Stück heute noch auf einer Bühne? Kann da eine Regisseurin, ein Dramaturg irgendetwas durch eine Inszenierung retten?
Der Bregenzer Regisseur, Philipp Stölzl, kommt vom Film, vom Musik- und Werbevideo. Er versucht gar nicht, den Inhalt des Stückes zu erklären. Er bietet mit Bregenz und seiner Seebühne ein wunderbares Spektakel, dem ein Inhalt hübsch egal ist. Für das corona-geplagte Publikum ist es ein schöner Traum und man gibt dann gern noch ein bisschen Geld aus. Alle sind glücklich: das Publikum, die Stadt Bregenz, die Tourismuswirtschaft.
Aber vielleicht ist es bei Rigoletto eben gerade richtig, auf einen „Inhalt“ zu verzichten und aus dieser Oper eine spektakuläre Nummernrevue zu machen. Da ist Stölzl der richtige Mann dafür; das kann er, das macht er auch.
Etwas strange für mich die Bregenzer Corona-Strategie. Man kontrolliert schon an der Grenze des Festspielgeländes, ob wenigstens eines der 3 G gegeben ist. Man fordert das Publikum auf, sich registrieren zu lassen – das ist aber ein eigener Schritt; den muss man nicht tun. Die Maskenpflicht wird von vielen sehr locker interpretiert und offenbar als Vorschlag verstanden. Und sowohl im Festspielhaus als auch auf der Seebühnen-Tribüne sitzen ein paar tausend Leute dicht an dicht. Kein Platz wird frei gelassen; alles ist ausverkauft.
Das Geschäft läuft gut.