michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

Kind außer Lebensgefahr …

… aber: gegen Mutter wird wegen versuchten Mordes ermittelt

In Wien schüttelt eine 28-jährige Mutter „ihr Baby fast zu Tode“. Laut Spital befindet sich das 4 Monate alte Baby aber nicht (mehr) in Lebensgefahr. Gegen die Mutter werde aber „wegen versuchten Mordes“ ermittelt.

„Wir sind der Annahme, dass es die Mutter zumindest ernstlich für möglich gehalten und sich damit abgefunden hat, dass durch das Schütteln der Tod des Babys eintreten kann“

… meinte eine Behördenvertreterin. Die Mutter gibt offenbar an, „das Kleinkind einmal ‚aus Verzweiflung‘ geschüttelt zu haben“, da es ununterbrochen geweint habe.

Es müsste klar sein: ein Baby, ein Kind schütteln – das ist lebensgefährlich. Es müsste aber auch klar sein, dass eine verzweifelte, allein gelassene Mutter ihr Kind nicht ermorden will, wenn sie es schüttelt; sie findet sich in dieser Situation auch nicht mit dem möglichen Tod des Babys ab – sie ist schlicht völlig überfordert und verzweifelt. (Diese Verzeiflung kenne ich auch; ich hatte halt andere, bessere Möglichkeiten zu reagieren.)

Was verdächtig ist: in der ORF-story kommt kein Vater vor. Nur die „Mutter“ und „Eltern“.

Eltern unterstützen. (Ja, das kostet Geld.)

Es geht darum, Eltern in der Betreuung von Kindern gut zu unterstützen. Kindererziehung ist nicht immer leicht, man kann es kaum irgendwo richtig lernen; junge Eltern, die selbst wenig Nähe von ihren Eltern erfahren haben, sind da oft überfordert. Man – die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Werbung, die Medien – bläst jungen Menschen die Gehirne mit allem möglichen Unsinn voll: dem Auto, das man haben muss; der Reise, die man gemacht haben muss; den Fetzen, die man im Schrank haben muss; dem Aussehen, das man bieten muss. Es ist schwer für junge Menschen, sich auf Wesentliches zu konzentrieren.

Ich würde die junge Mutter nicht wegen Mordversuchs verhören: ich würde ihr ein Stress-Abbau-Training ermöglichen. Damit ist ihr und dem Kind besser geholfen. Außerdem sollte sich das Jugendamt vielleicht auch noch den Vater zum Gespräch holen.


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