Vorgestern „Großer Zapfenstreich“ für Angela Merkel. Sie hat es geschafft: sie war 16 Jahre Bundeskanzlerin. Sie hat Deutschland, die EU und die Welt durch zahlreiche Krisen geführt und hat sicher nicht immer alles richtig gemacht. Vieles aber schon. In einer der kritischsten Krisen mit Tausenden Flüchtlingen an der Grenze hat sie Zweifel ausgeräumt: „Wir schaffen das!“
(Vielleicht hätte sie ab und zu hartnäckiger sein sollen.)
Angela Merkel hat sich in aller Welt Respekt verschafft, auch in Deutschland, weit über Parteigrenzen hinaus. Nur die Rechtsextremen waren ihr immer feindlich gesinnt.
Angela Merkel hat es geschafft: eine ihrer letzten Aktionen führte dazu, dass das Stabsmusikkorps der deutschen Bundeswehr neue Musikstücke lernen und sein Repertoire erweitern musste: um einen alten DDR-Schlager aus 1974 von Nina Hagen – „Du hast den Farbfilm vergessen“ – und um ein Chanson aus (ausgerechnet!) 1968 von Hildegard Knef – „Für mich solls rote Rosen regnen“. Es ist ihr damit gelungen, einem martialischen militärischen Ritual menschliche Züge und ein Zwinkern abzugewinnen. „Mit einem fröhlichen Herzen“ hat sie den Zapfenstreich mit zwei durchaus verschiedenen weiblichen Markierungen versehen.
Es wird für Angela Merkel nicht nur rote Rosen regnen, aber sie hat definitiv den Farbfilm nicht vergessen. Ihre Jugend hat sie in der DDR verbracht und hat sich in ihrem Kopf da auch Farbfotos bewahrt. Bissiger Zynismus ist ihre Sache nicht; aber für subtile Ironie hat sie eine Ader.
Danke, Frau Merkel!