michael bürkle

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Michael Bürkle

Corona in Österreich, 1.6.

Wie sieht die Corona-Situation in Österreich aus?

So:

Die Kurve notiert die täglich neu festgestellten Corona-Fälle seit dem 24.4. Da waren Tage dabei wie der 25.4., der 13.5. und der 15.5. mit je 79 neuen Fällen, da waren auch der 3.5. mit 19 neuen Fällen und der 17.5. mit 21 Fällen; und zuletzt waren es gestern, am 31.5., bloß mehr 14 und heute nur mehr 5 neue Infektionen.

Corona dümpelt dahin; das Virus ist noch nicht völlig ausgerottet; ab und zu, hie und da flackert noch was auf. Aktuell sind noch 469 Personen erkrankt; 97 sind im Krankenhaus, davon 29 auf einer Intensivstation. „easy“!

Die Kurve oben ist Teil einer anderen Kurve – nur zur Erinnerung. So sieht der Gesamtverlauf aus:

Das „Dümpeln“ oben ist der Ausläufer nach rechts der unteren Kurve.

Die weltweiten Daten zeigen, dass die Anzahl der Todesfälle derzeit etwa 6% der festgestellten Infektionen beträgt. Das Gesundheitssystem Österreichs hat diese Rate auf etwa 4% gedrückt – wir kommen derzeit mit der seit Tagen unveränderten Zahl von 668 Toten mit einem leicht angebläuten Auge davon. Andere vergleichbare Länder hat es an Infektionen und an Toten wesentlich härter getroffen: die Schweiz, Schweden, die Niederlande, Deutschland – gar nicht zu reden von Spanien, Italien und Frankreich. Wir sind trotz der Nähe zu Italien, das massiv betroffen war und ist, und trotz touristischer Virenfallen wie Ischgl gerade noch gut davongekommen.

Es geht nun um einen Wiederaufbau: wirtschaftlich, im Bildungssystem, im Kultursystem. Das ist machbar. Wir könnten aus der Krise gelernt haben.

Aber ich habe es prognostiziert: der Aufbau, das „Wiederhochfahren“ ist mindestens so schwierig wie das Runterfahren. Und ich hoffe inständig, dass nicht alles wieder hochgefahren wird. Es ist nicht nötig, innerhalb Mitteleuropas zu fliegen: Eisenbahnen sind ökologisch verträglich, Fliegen ist ökologischer Unsinn. Flugbenzin gehört steuerlich belastet, nicht entlastet. Es ist nicht nötig, jederzeit alle Produkte aus aller Welt zur Verfügung zu haben: wir sollten mit Produkten aus den eigenen Regionen die Grundbedürfnisse abdecken. Wir sollten auch bei der Wirtschaftsplanung regional denken: Man hat gesehen, dass es nicht sinnvoll ist, zum Beispiel Gesichtsmasken aus Fernost zukaufen zu müssen.

Die Globalisierung ist nicht zu verhindern, aber sie muss regional unterfüttert werden.

Wir dürfen die Lernprozesse aus der Corona-Krise nicht vergessen. Wir brauchen einen ökologischen Wiederaufbau, sonst fährt uns die Klimakrise noch viel tiefer in den Keller.

Die Spanische Grippe 1918-1920 hatte 3 Wellen; man kann das nachschauen. Sie war eine Grippe, an der damals etwa 1% der Weltbevölkerung verstarb – obwohl sie unter den amerikanischen Weltkriegssoldaten „three day fever“ genannt wurde, weil sie in der Regel nach 3 Tagen vorbei war. In Wirklichkeit starben – vermute ich; ich habe keine Zahlen dafür gefunden – sehr viele Menschen nicht an dieser „spanischen“ Grippe, sondern an den bakteriellen Folgeinfektionen, die typisch für virale Infektionen sind und für die es damals noch keine Antibiotika gab: an Lungenentzündungen zum Beispiel. Insofern ist Corona heute mit der Spanischen Grippe damals vergleichbar: es gibt noch kein Medikament.


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