michael bürkle

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Michael Bürkle

„Schulautonomie“? Wie viel ist sie wert?

Noch aus den Regierungszeiten einer Bundesministerin Hammerschmid (SPÖ) ist das Versprechen geblieben, dass die Schulen „autonomer“ werden sollen, dass im Besonderen die Direktoren / Direktorinnen einen wesentlich höheren Einfluss auf die Personalbestellungen bekommen sollen. Auch Minister Faßmann hat für die VF-Bundesregierung da nichts geändert.

Ich habe im Mai die Chance gehabt, aus der Perspektive des Direktors die neuen Regelungen zu sehen. Ich werde im Laufe von Juni und Juli die Gelegenheit bekommen zu sehen, was die versprochene Personalautonomie wirklich wert ist.

Was nicht ausgeschrieben wird

Nicht alle zu besetzenden Stellen werden ausgeschrieben. Zunächst gibt es die Runde der Versetzungswünsche. LehrerInnen wollen an eine andere Schule, an einen anderen Ort, in einen anderen Bezirk versetzt werden. Diese Runde wird von den Landesbildungsdirektionen zentral verwaltet. (Ich finde das auch verständlich: das würde ja immer mehrere Schulen betreffen und da gibt es Kriterien jenseits der einzelnen Schule, die man berücksichtigen sollte. Okay: da ist die Autonomie der DirektorInnen sehr eingeschränkt. Da müssen wir weiterhin auf die Weisheit der höheren Instanzen vertrauen … was mir mittlerweile nicht mehr allzu schwer fällt. Die machen schon ordentliche Arbeit.)

Die Ausschreibungen

Die Ausschreibungen geschehen mittlerweile (neben dem Amtsblatt) vor allem online, im System „Get Your Teacher“. Auch bewerben müssen sich die KandidatInnen ausschließlich online. Es waren 2 Bewerbungsrunden vorgesehen:

a) Weiterbestellungswünsche für alle Lehrpersonen mit befristetem Dienstvertrag vom 18.2. bis 4.3.

b) die sogenannte Hauptausschreibung vom 27.4. bis 8.5.

Ich habe am 9.2. die KollegInnen der Schule per Rundmail an diese Termine erinnert.

Ja, wir hatten einiges auszuschreiben; Stunden in M, Ph, Inf, in E, in D, in DaZ, in It, in GWK, weitere in Inf, in M. Insgesamt, in Summe etwa 4 volle Stellen (oder 8 halbe usw.). Z.T. Karenzvertretungen, z.T. aus formalen Gründen auszuschreibende Stunden, zum großen Teil aber „echte“ Stunden.

(Einen Teil dieser Stunden – die in Englisch – „klemmte“ sich allerdings schnell die Landesbildungsdirektion / LBD. Sie hatte aus dem Ministerium die Anweisung, BundeslehrerInnen aus den Mittelschulen – die Landesschulen sind – an die Bundesschulen zurückzuholen. Plötzlich waren die E-Stunden vergeben: ich war zwar in die Vergebung „eingebunden“ im Sinne von „informiert“, und die von der LBD gewählte Kandidatin hätte sowieso auch zu meinen WunschkandidatInnen gehört, aber echt zu entscheiden hatte ich da nichts. Eine andere Intervention der LBD wehrte ich ab, weil der vorgeschlagene Kandidat unsere besonderen Ausschreibungskriterien überhaupt nicht erfüllte.)

Was sehen die DirektorInnen?

Innerhalb der Ausschreibungsfrist – also z.B. zwischen 27.4. und 8.5. – sah ich auf der offiziellen Bewerbungsplattform gar nichts. Ich hatte keine Ahnung, ob sich da überhaupt jemand bewerben würde, inwieweit unsere Kriterien – wir hatten selbstverständlich überall „Erfahrung mit eLearning“ und „Erfahrung im Unterricht von Erwachsenen“ gewünscht – erfüllt werden würden.

Nein, ich sah nicht nichts. Was ich innerhalb der Bewerbungsfrist doch sehen konnte, waren durchaus interessante Initiativbewerbungen. BewerberInnen für die bei uns ausgeschriebenen Stellen äußerten per Mail an mich (den Direktor) ihre Wünsche und ihre besonderen Qualifikationen. Ich sah, dass es Bewerbungen gab und geben würde. Ich war beruhigt und sah mir diese Initiativbewerbungen genau an und vereinbarte auf deren Basis auch schon Vorstellungsgespräche.

Nach dem Ende der Bewerbungsfrist

Einige Tage nach dem Ende der Bewerbungsfrist sah ich alle Bewerbungen online. Da waren auch die Initiativbewerbungen dabei. Und es war … „uferlos“.

In einem Rundmail an die KollegInnen der Schule stellte ich es am 13.5. dem Kollegium folgendermaßen dar:

liebe kollegInnen,

tja, jetzt haben wir den autonomen salat … wir haben 119 bewerbungen für die ausgeschriebenen E-stunden, nur 96 für die D-stunden, nur 87 für die DaZ-stunden, nur 82 für GWK, 56 für It, 40 bzw. 36 für M, 14 bzw. 8 für Inf/EDV und 11 für Ph. (die E-stunden sind aber von der LBD eh schon entschieden. mit meinem einverständnis.)

leider ist es derzeit noch nicht möglich, durch anklicken der bewerberInnen näheres zu ihren qualifikationen zu erfahren („Der Server konnte diese Frage nicht bearbeiten. Ihre Anfrage kann nicht durchgeführt werden. Versuchen Sie es im Anschluss bitte erneut.“ und dann „Die Bewerbung kann im Moment nicht eingesehen werden“).

ich weiß also nur von den mittlerweile 26 initiativbewerbungen genaueres. aber ich denk mir, es ist sowieso ein pluspunkt, eine initiativbewerbung geschrieben zu haben (und dabei auf unsere schule eingegangen zu sein). ich werde also zunächst die initiativbewerbungen vorziehen und bei denen dann schauen, inwieweit sie die erfordernisse (erfahrung mit elearning und im unterricht mit erwachsenen) erfüllen.

(Bitte mich nicht missverstehen: der „autonome salat“ war ironisch. Ich finde es vernünftig, da die Schulen massiv einzubinden. Ja, Schulautonomie muss auch personelle Autonomie sein. Man muss nur lernen, damit seriös umzugehen.)

Ich sah (2 Tage nach diesem Rundmail) tatsächlich alle Bewerbungen mit den Lebensläufen und Zeugnissen und zusätzlichen Qualifikationsnachweisen und und und. So viele hoffnungsvolle JunglehrerInnen. Aber man kann da nicht „filtern“. Ich kann mir z.B. nicht eine Liste derer geben lassen, die mit eLearning oder mit Erwachsenenunterricht Erfahrung haben. So etwas sieht das System nicht vor.

Wie verarbeitet man so eine Datenflut?

Ich kann nicht 119 E-Bewerbungen und 96 D-Bewerbungen und 87 DaZ- und 82 GWK-Bewerbungen und und und zuverlässig durchgehen. Ich habe nicht die Zeit dazu; niemals.

Ich kann die Aufgabe auch nicht wirklich delegieren. Ich habe keine „Personalkommission“, die ich damit betrauen kann. Ich habe eine Art Strukturgruppe an der Schule, aber deren Mitglieder haben keinen technischen Zugang zum System (und meinen darf ich nicht weitergeben).

Ich habe deshalb eine tabellarische Übersicht über die Stellen, die vorliegenden Initiativbewerbungen, die Anzahl der gesamten Bewerbungen und weitere Kriterien an die Kolleginnen (und den Kollegen) der Strukturgruppe weitergegeben, um mich von ihnen beraten zu lassen. Ich habe dann auf der Basis der insgesamt ca. 25 Initiativbewerbungen, der Vorstellungsgespräche, ergänzender Recherchen in den weiteren Bewerbungen und nach Konsultation meiner KollegInnen aus der Strukturgruppe am 29.5. an die LBD eine detaillierte Punktuation darüber, was und wen ich mir für die ausgeschriebenen Stunden vorstellte, übermittelt. Die KollegInnen aus der Strukturgruppe unterstützten den Vorschlag.

Und nun?

Nun warte ich, was mit meinen Stellenbesetzungsvorschlägen geschieht. Ich bin gespannt. Wie viel ist die versprochene Schulautonmomie wirklich wert? Die Antwortmail des zuständigen Beamten klingt nicht schlecht:

[…] Von Ihrer Seite ist derzeit nichts zu unternehmen. Wir werden die Personalangelegenheiten noch mit der Schulaufsicht besprechen. Wenn alles in Ordnung geht, werden wir die BewerberInnen möglichst rasch verständigen. Ich werde Sie so rasch wie möglich darüber informieren, ob wir alle Wunschkandidaten zuweisen können. […]


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