michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

warum eine schule kein wirtschaftsbetrieb ist


Warum eine öffentliche Schule (wie unsere) kein Wirtschaftsbetrieb ist…

1. Weil (zunächst) unklar ist, wer unsere Kunden sind.

Unsere Studierenden sind es jedenfalls nicht, weil sie uns nichts bezahlen. Sie sind allerdings die, die von unserer Existenz direkt profitieren.

Der einzige, der uns bezahlt, ist der Staat. In seinem Auftrag erzeugen wir Bildung im Sinne von: Menschen, die über bestimmte Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, die für die gesellschaftliche Reproduktion nötig sind.

Also am ehesten ist der Staat, konkret die Republik Österreich, unser Kunde. Was liefern wir diesem Kunden? „Bildung“ im Sinne von „Menschen, die etwas gelernt haben und etwas können“.

Wenn die Studierenden unsere Kunden wären, müssten sie für unsere Produkte mindestens eine Kleinigkeit (einen „Selbstbehalt“) bezahlen. Sie dürften dann aber auch auswählen, wer (= welche Lehrperson) sie „bedient“. Das würde sofort sehr viel ändern.

2. Weil wir vom Gesetz her nicht wirtschaftlich agieren dürfen.

Unser Kunde, der Staat, schreibt uns unsere Produkte oder Dienstleistungen weitgehend vor, er schreibt sogar vor, wie wir zu produzieren haben. Wir können „Produkte“ (= Inhalte), die wir für nicht marktfähig halten, nicht einfach aus dem Sortiment nehmen. Wir können Produkte, von denen wir annehmen, dass sie einen Markt haben, nicht einfach in unsere Produktion aufnehmen, wenn sie dort nicht vorgesehen sind (d.h. z.B. nicht im Lehrplan stehen).


Wenn wir ein Wirtschaftsbetrieb wären …

… dürften wir uns unsere Kunden aussuchen

… dürften (müssten) wir unseren Preis auf dem Markt ermitteln lassen

… dürfte der Chef Mitarbeiter, die zu wenig produktiv sind, feuern (im Rahmen des Arbeitsrechts natürlich)

… dürften wir über unsere Einnahmen autonom entscheiden

… müssten wir unsere Kunden verwöhnen

… hätten unsere Kunden die Freiheit, unsere Dienste nach Belieben / nach Vermögen zu konsumieren


Also insgesamt bin ich eigentlich sehr glücklich darüber, dass Schulen (noch) keine Wirtschaftsbetriebe sind. Bildung ist kein Produkt im materiellen Sinn und keine Dienstleistung.

Wir leben im Neoliberalismus. Neoliberalismus heißt für mich vor allem, alles aus der Perspektive des Marktes zu betrachten / betrachten zu wollen / betrachten zu müssen. Bildungs-Markt, Gesundheits-Markt. Ich halte das für grundfalsch.

Ja, man kann Krankenhäuser und Schulen nach rein marktwirtschaftlichen Kriterien führen. Aber das ist nicht gut. Bildung und Gesundheit stehen dann nur denen zur Verfügung, die sich das leisten können. Wir sollten ein qualitativ hochwertiges staatliches Bildungs- und Gesundheitssystem erhalten. In Österreich, in Europa. Und wir sollten dafür sorgen, dass es das weltweit für alle Menschen gibt.


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