Abhörprotokoll eines nie geführten Telefongesprächs
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A: Seawas, Bundesbruder.
B: Ah, du, Hubert. Lang nix mehr g‘hört von dir.
A: I ruf an wegen dem Prozess gegen den Hansjörg und die anderen. Waaßt eh, der Verkauf mit de Provisionen.
B: Ja, aber du bist doch da als Anwalt gar net involviert, so vü i waaß.
A: Na, eh ned. I bleib da im Hintergrund. Der Hansjörg, der Windbeutel, is ma wuaschd, der hod eh sein Schickimickianwalt, aber aner muaß des große Ganze im Aug behalten.
B: Eh.
A: Aber es miassts ja bald in Richter b‘stellen. Wen hobt‘s denn do vorg‘sehn?
B: Waaß no ned g‘nau. Wir habn a paar, de se mit Wirtschaftskriminalität auskennen, aber do is kaner vo die unsrigen dabei.
A: I brauch a kan vo die unsrigen. I tat dir gern die Frau Unterlercher vorschlagn.
B: De Unterlercher is guad, de kennt se aus, aber mit der wird der Hansjörg ka Freud haben. Auf de hammer kan Einfluss, de is unabhängig.
A: Eh. Aber ihr Mann hat se scho öffentlich und sehr kritisch gegen den Hansjörg g‘äußert.
B: Hab i a g‘hört, jo. Und?
A: Waaßt eh: es san ziemlich vü Angeklagte, und wenn alle dicht halten, steht letztlich Aussage gegen Aussage und man kann kane Bereicherungsabsicht nachweisen.
B: hm
A: Aber wenn aner umfallt, werd‘s kritisch.
B: Ja, eh.
A: Und dann brauch ma a Notbrems. Und mit dem Mann von der Unterlercher kannt i probieren, im Notfall a „Anscheinsbefangenheit“ anz‘zeigen. Des hauat dann den Prozess an den Anfang z‘ruck und die Wirkung vo irgendwelche Geständnisse warat dahin. Und wir ham Zeit g‘wunna.
B: Ah so manst des. Manst, do kummst durch?
A: Gar ned sicher. Aber was is in dem Verfahren scho sicher? Probieren muaß is, wenns drauf ankummt.
B: Ja, dann b‘stell ma halt die Unterlercher. Schaut eh guat aus, wonn ma a Frau b‘stelln, de kompetent is und nachweislich nix mit Verbindungen am Huat hod.
A: Dank da, Bundesbruder.
B: Seawas!