michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

Bildungswege in Österreich

Unser Schulsystem sei „durchlässig“. „70% der Maturanten kommen aus Hauptschulen.“ So äußern sich Gegner einer einheitlichen Schule von 6 bis 14. Die Front bröckelt zwar.

Mittlerweile ist neben SPÖ und Grünen auch die steirische ÖVP für eine Gesamtschule. Ministerin Karl (ÖVP) plädierte für ein „Gymnasium für alle“ und bezog dafür in ihrer eigenen Partei Prügel. Besonders AHS-Gewerkschaftler tun sich beim Gesamtschul-Bashing hervor.

Aber sehen wir genauer hin. Welche Wege gehen jeweils 100 Schulkinder?

Von 100 10jährigen gehen ca. 33 in ein Gymnasium und 65 in eine Hauptschule. Von diesen 65 besuchen danach ca. 18 „ein Poly“, 14 eine BMS, 5 eine Berufsschule, 18 eine BHS (HTL, HAk usw.) und 4 wechseln in eine AHS-Oberstufe.

Von den 33 GymnasiastInnen bleiben 20 in der AHS und 10 wechseln in eine BHS. In Richtung Matura gehen also 30 AHS-Jugendliche und 22 HauptschülerInnen. (Ein Jahr später sind nur mehr 20 in einer AHS und nur mehr 23 in einer BHS.)

Das Gerücht von der Durchlässigkeit des Schulsystems ist Unsinn! Die Trennung mit 10 ist viel zu früh; sie verhindert eine Förderung begabter Kinder, die wenig Unterstützung von ihren Eltern bekommen (können).

(Quelle: Nationaler Bildungsbericht Österreich 2009, http://www.bifie.at/buch/657)


erschienen in „Echo am Freitag“ (heute: „Basics“) am 18.6.2010, S. 2 (= Serie „Schule bewegt“, Folge 9)


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