Der Befund
Der „Tiroler Handel“ – also die Handelsvertreter in der Wirtschaftskammer – „kämpft“ (!) mit einer „Konsum-Zurückhaltung“ – berichtet ORF online.
Also wie man mit einer Zurückhaltung kämpfen will, kann ich mir nicht richtig vorstellen.
Aber zum Ernst: 2024 gab es „preisbereinigt“ ein Minus von 2,8% beim Umsatz quer über alle Branchen. Der Obmann der Modehändler zeigt sich „alarmiert“, nennt aber keine Zahlen; die Obfrau der Sportartikelhändler stellt ein Minus von 1,4% fest; bei den Spielwaren soll es ein Abgang von ca. 7,5% gewesen sein. Allerdings sind die Umsätze im Online-Handel gestiegen: um 3,6% – das ist kritisch!
Die Gründe
Die können vielfältig sein. Vielleicht sind die Preise einfach zu hoch für Kundinnen und Kunden, die sich immer mehr um existenzielle Fragen kümmern müssen – weil Mieten und Betriebskosten steigen und Löhne da nicht mithalten. Vielleicht haben die Leute auch genug an Produkten im Haus und brauchen nicht unbedingt Neues. Vielleicht sind die Produktionen überhitzt und erzeugen zu viel. Und tatsächlich kaufen immer mehr Leute „online“ ein, was in zweifacher Hinsicht eine ziemlich problematische Entwicklung ist: 1. Energieverbrauch, 2. Müllerzeugung!
Ein Problem?
Also ich finde eine gewisse Reduktion des Konsums sehr gut – und betreibe das auch selbst. Ich kauf nicht viel; ich hab alles, was ich brauch. Unsere Gesellschaft hat insgesamt genug an Waren; es gäbe viele Dinge zu kaufen, die kein Mensch braucht und wo man nur mit Werbung&Werbung&Werbung überhaupt Käufer*innen findet. Viele Produkte erzeugen auch viel Müll: von dem haben wir sowieso viel zu viel. Die Erzeugung von Produkten und das Herumkutschieren in aller Welt von den Produzenten in weit entfernten „Entwicklungsländern“ bis in den heimischen Laden ist energieintensiv und gar nicht klimafreundlich; die Lieferketten sind an allen Ecken und Enden mit unmenschlichen Arbeitsbedingungen verbunden – das muss man nicht unterstützen.
Ich sehe unsere ganze Gesellschaft in einem überhitzten Zustand und verstehe sehr gut, wenn sich Menschen da aus dem Konsumrausch ausklinken und nur mehr 97% von dem kaufen, was sie noch im Vorjahr gekauft haben. Der Sinn des Lebens liegt ja nicht im Konsum. Wenn man junge Leute nach ihrem Hobby fragt, bekommt man oft die Antwort „Shopping“. Shopping war für mich nie eine Tätigkeit. Wenn man näher nachfragt, stellt sich oft heraus, dass mit „Shopping“ nur das Schauen gemeint ist, weil man das Geld zum Kaufen eh nicht hat.
Ich finde es sehr sinnvoll, Dinge zu reparieren (oder reparieren zu lassen), wenn sie kaputt gehen und nicht einfach – ex und hopp – was Neues zu kaufen. online-Handel ist insgesamt gar keine gute Idee, weil er ökologisch nicht konkurrenzfähig ist; damit ist Bio-Box vom Bauern aber nicht gemeint.
insgesamt
Also ich sehe in der ORF-Nachricht so etwas wie einen leichten Rückgang eines gesellschaftlichen Fiebers.