michael bürkle

texte … zu bildung, politik und ähnlichem und die einladung zur diskussion …

Michael Bürkle

Letzte Generation ändert Strategie

Ich habe es der LG schon mehrfach vorgeschlagen und habe mir damit nicht nur Freunde gemacht; nun endlich kommt eine Einsicht. Protestformen, die vielen Bürgerinnen und Bürgern Ressourcen kosten, die viele nerven und manchmal auch zur Verzweiflung bringen, sind nur eine Zeitlang sinnvoll. Dann werden sie kontraproduktiv. Spätestens seit Beginn des Wahljahres plädiere ich hier im Blog und in vielen Einzelgesprächen dafür, die Strategie zu ändern.

Das war der Pressetext, mit dem die LG heute um 8 Uhr früh online gegangen ist:

Der Rückzug

Ende der Proteste: Letzte Generation wendet sich an die Gesellschaft

Wien/bundesweit, 6. August 2024, 8:00 Uhr. Heute wandte sich die Letzte Generation Österreich mit einem Brief an alle Menschen in Österreich:

Liebe Unterstützerinnen, liebe Bürger:innen Österreichs,

Wir haben in vielfältigster Weise protestiert: Straßenkleben, Autobahnproteste, Nehammer ein Gehirn schenken, Proteste vorm Parlament, Proteste im Parlament, Bäume pflanzen, Farbproteste an Luxusfassaden, Pool-Proteste, Ruhestörung, Motorsport-Unterbrechungen, Gespräche mit Politiker:innen und Promis, digitale Proteste, Blaskapelle auf der Autobahn, Aktionärssitzungen von fossilen Konzernen stören, Zelten, Protestmärsche, Kabarett, Politiker:innenkonfrontationen, Musikkonzertstörungen, Theaterstücke unterbrechen, an Autos anbetonierten, die Bundesregierung verklagen, TV Auftritte, Podiumsdiskussionen, Störungen beim Marathon, Bannerdrops, Aufklärungsvideos, Infoabende zur Klimakatastrophe, Störungen von Skisportevents und zuletzt Flughafenproteste.

Wir haben es versucht.

Wir haben weitergemacht trotz Gewalt, Morddrohungen, Festnahmen und Haft, Hass oder Strafen in Höhe von zehntausenden Euros.

Wir sehen keine Perspektive für Erfolg mehr. Die Regierung glänzte in den letzten zwei Jahren mit kompletter Inkompetenz. Menschen aus der Bevölkerung haben sich für die fossile Verdrängung entschieden. Wir sehen ein, dass Österreich weiter in fossiler Ignoranz bleiben will und damit in Kauf nimmt, für den Tod von Milliarden von Menschen mitverantwortlich zu sein. Die Gesellschaft hat versagt. Uns macht das unendlich traurig.

Wir machen Platz, damit neues entstehen kann. Wir haben mehr Menschen als je zuvor politisiert und Samen für einen friedlichen Aufstand gepflanzt. Wir sind nicht mehr die einzigen, die nicht länger bereit sind, die Verbrechen der Regierung zu tolerieren. Die Menschen werden sich weiter organisieren und sich gegen das zerstörerische System auflehnen.

Mit dem heutigen Tag beenden wir unsere Proteste und die „Letzte Generation Österreich“.  Die restlichen Finanzmittel verwenden wir, um die Kosten von Kriminalisierung und Ermittlungen zu decken. Unsere Spendenkanäle bleiben offen, weil immer noch hohe Geldstrafen und hohe Prozesskosten ausständig sind.

Wir sind voller Dankbarkeit und Ehrfurcht für alle mutigen Menschen, die mit der Letzten Generation Österreich protestiert haben.

Wir bleiben wütend. Der Widerstand geht weiter.

Letzte Generation Österreich

Wir danken für die Unterstützung aus vielen Teilen der Gesellschaft und informieren die Öffentlichkeit  weiter über die Entwicklungen der staatlichen Repressionen für unseren friedlichen, gerechtfertigten Protest.

Danke, LG!

Ja, die LG war sehr erfolgreich das Thema Klimawandel / Klimaschutz hochzuziehen. Das war auch richtig so. Aber das Thema ist jetzt da; ich glaube Umfragen nicht, die es runterspielen wollen. Die meisten Österreicherinnen und Österreicher haben gemerkt, dass „mit dem Klima etwas nimmer stimmt“ und dass das ernst werden wird bzw. schon ist.

Danke, LG. Ich habe euch lange unterstützt, bei Veranstaltungen über die und mit den Scientists for Future, bis ich den Nutzen nicht mehr sehen konnte. Oder auch mit Spenden. Spenden kann man eh immer noch; das wird auch notwendig sein. Mittlerweile gibt es auch eine IBAN dazu:
AT64 2011 1841 5039 0000.

Wie weiter?

Unanbhängig davon, ob die LG Blockaden durchführt oder nicht: wir müssen unsere Art des Wirtschaftens radikal ändern. Nicht, weil das lustig ist, sondern weil wir uns sonst die Lebensgrundlagen für Generationen versauen. Wir müssen andere Parteien wählen: nicht die ÖVP, die sieht Österreich als „Autoland“, und schon gar nicht FPÖ, die ist noch immer nicht einmal in der Lage, den menschengemachten Klimawandel überhaupt wahrzunehmen. Die einen sind dumm, die anderen bösartig. Aber es gibt mehrere mehr oder weniger gute Alternativen.

Und wir müssen auch unsere individuelle Lebensführung überprüfen und klimagerecht auffrischen. Das muss nicht belastend sein; das wird vor allem auch gesund sein. Fahrrad und Öffi statt Auto, Bahn statt Flugzeug, mindestens in Kontinentaleuropa. CO2-Kosten auf realistischem Niveau; dafür einen ordentlichen Klimabonus. Und auch: deutlich weniger Fleisch, damit die industrielle Tierhaltung nicht so viel anrichten kann mit dem Methan, das sie produziert.

Wir können heutzutage selbst emissonsfrei Energie produzieren: mit Photovoltaik. Wir können über Energiegemeinschaften die produzierte Energie auf mehrere verteilen; man kann gemeinsam teilhaben. Die Instrumente dazu gibt es schon. Es geht darum, sie auszubauen und zu nützen.


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Klaus Heidegger
Klaus Heidegger
3 Monate alt

Wieder einmal, lieber Michael, stimme ich dir zu – auch die Notwendigkeit zu fundamentalen ökonomischen Änderungen. Zu deiner No-go-Parteienaufzählung zählt hierzulande wohl auch eine Dornauer-SP mit ihren Straßenausbauplänen.

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