Die Fragen:
Ex-Spiegel-Redakteur Christian Stöcker – nun Professor für Digitale Kommunikation an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg – hat im Spiegel folgende Fragen gestellt:
- Wie viel Gewinn – nicht Umsatz – in US-Dollar wird seit 1970 im Durchschnitt pro Tag mit Öl und Gas gemacht?
- Wie viele Subventionen flossen laut dem Internationalen Währungsfonds 2022 weltweit in fossile Brennstoffe?
- Wie viel Prozent der 2022 weltweit zugebauten Kapazität zur Erzeugung von Strom war erneuerbar?
Es gehe bei der Beantwortung nicht um exakte Zahlen, sondern lediglich um richtige Größenordnungen.
Also ich war hoffnungslos überfordert. Herr Stöcker habe diese Fragen auch bei Treffen von hochkarätigen Meinungsmachern gestellt: die waren das im Großen und Ganzen auch.
Die Antworten:
- Drei Milliarden Dollar Gewinn pro Tag wurden mit Öl und Gas erzielt, an 365 Tagen im Jahr, seit 50 Jahren (die Zahlen der Studie reichen von 1970 bis 2020). Das meiste davon entfällt auf die letzten 20 Jahre dieses Zeitraums, also die Zeit, in der die menschengemachte Erderwärmung längst als Faktum zu akzeptieren war. Kürzer: 1,03 Billionen Dollar Gewinn – nicht Umsatz! – im Jahr. […]
- Laut den Fachleuten des Internationalen Währungsfonds flossen 2022 sieben Billionen US-Dollar an Subventionen in fossile Brennstoffe. Unterteilt ist diese Summe in sogenannte explizite Subventionen, also Steuererleichterungen für fossile Brennstoffe, direkte Förderung mit Steuergeldern und so weiter, und implizite Subventionen, sprich: nicht eingepreiste Schäden durch Verbrennungsprozesse. […]
- 80 Prozent der im Jahr 2022 weltweit neu zugebauten Kapazität zur Stromerzeugung war laut Nat Bullard vom Energieforschungsdienst Bloomberg NEF erneuerbar. Und der erneuerbare Zubau wuchs im Anschluss daran, 2023, noch einmal um 50 Prozent.
Schlussfolgerungen von Stöcker
„Ich finde dieses Ergebnis verblüffend und in mehrfacher Hinsicht bedeutsam. Zum Beispiel kann man, wenn man die Antworten eins und zwei nicht kennt, kaum überreißen, wie unfassbar verzerrt der Weltmarkt für Energie in Wirklichkeit ist.“
„Die Debatte über die gigantische Energietransformation, die auf diesem Planeten längst in vollem Gange ist, mit exponentieller Beschleunigung, unentwegt, wird (nicht nur) hierzulande auf Basis eines kapitalen Informationsmangels geführt. Fossile Propaganda ist nicht nur erfolgreich in so absurden Debatten wie der, ob wir nicht doch noch länger Verbrennungsmotoren bauen sollten (wenn die deutsche Automobilindustrie so dumm sein sollte, wird sie von China zu Tode disruptiert). Sie ist auch bemerkenswert erfolgreich dabei, Informationen, die für sie selbst peinlich oder unangenehm sind, die ihre Narrative stören könnten, aus dem öffentlichen Diskurs und damit den Köpfen der Wählerinnen und Wähler herauszuhalten.“