Ich kenne Menschen, die „gegen die Globalisierung“ sind. Sie meinen damit wahrscheinlich, dass sie dagegen sind, dass die internationalen Konzerne global handeln, global Gewinne verschieben, global Steuern hinterziehen und global ausbeuten.
Ich bin auch gegen globale Steuerhinterziehung. (Aber auch gegen regionale und lokale.) Aber ich denke, dass Menschen, die sich als Globalisierungsgegner sehen, etwas missverstehen. Sie verwechseln die Globalisierung mit ihren negativen Auswirkungen.
Wir haben nicht zu viel Globalisierung. Sondern zu wenig. Ja, die Konzerne agieren global; die Finanzwirtschaft ist global und handelt global. Und zwar computerunterstützt in Sekundenschnelle. Globales Handeln kann man nicht verbieten. Handel(n) ist seit der Seidenstraße auf Globalität ausgelegt. Heute funktioniert Globalität halt wesentlich schneller und einfacher. Aber wer handelt, handelt immer mit allen, die er erreicht. Globalisierung ist beinahe wie die Schwerkraft. Sie existiert, ob du für sie bist oder gegen sie. Nicht ganz naturgesetzlich, aber beinahe.
Es fehlt zur Globalisierung der Konzerne und der Finanzwirtschaft eine Globalisierung der Gewerkschaften und der Steuergesetze. Und übrigens auch der Flüchtlingsgesetze. Wir brauchen eine Globalisierung „von unten“ gegen jene „von oben“. Ja, die Konzerne verschieben Gewinne. Das ist nur so lange sinnvoll, als es Steueroasen gibt. Globalisieren wir das Steuerwesen, hat sich das Verschieben der Gewinne erledigt. Globalisieren wir den Sozialstaat, muss niemand mehr flüchten.
Mir ist schon klar, dass die Harmonisierung von Steuer- und Sozialgesetzgebung – das wäre eine Vorstufe der Globalisierung von unten – nicht einfach ist und eines hinhaltenden Widerstands der sog. „Konservativen“ sicher sein kann. (Denn den sog. „Konservativen“ geht es auch um die Sicherung der Konzerngewinne und ihre „share holder values“.) Aber weil globale Spielregeln auch den Einfluss lokaler PolitikerInnen eindämmen, sind nicht nur Konservative gegen eine Globalisierung von unten.
Globale Solidarität muss erst gelernt werden.