Eine hohe Inflation sinkt
Die Inflationsrate ist in Österreich im letzten Jahr stark gestiegen: im Juni 2022 waren es 8,7%, im Jänner 2023 11,2% und im Juni 2023 „nur“ mehr 8% – mit einer Tendenz nach unten:
(Quelle: de.statista.com)
Ich habe diese Inflation durchaus bemerkt; rein subjektiv ist sie mir aber nicht so hoch vorgekommen.
Der Warenkorb
Die Inflationsrate berechnet sich aus einem sog. „Warenkorb“. Der ist eine sehr umfangreiche Liste von Produkten und Dienstleistungen, die in Haushalten verwendet werden. Diese Produkte und Dienstleistungen werden mit „Gewichten“ versehen, mit denen sie in die Berechnung der Inflationsrate eingehen.
Eine „persönliche Inflationsrate“?
Jetzt habe ich nach Durchsicht dieser Liste den Eindruck, dass mein Haushalt da nicht überall (und manchmal gar nicht) getroffen wird. Ich kaufe und esse z.B. keine „süßen Knödel, tiefgekühlt“ („01140“), ebenso keine tiefgekühlten Pizzen („011502); überhaupt könnte ich für meinen persönlichen Warenkorb fast alles „Tiefgekühlte“ aus der Liste streichen. Bis auf ein paar Lammwürstchen, die ich regional beim Bauern beziehe, könnte man den gesamten Bereich „0112“ („Fleisch“) für mich streichen. (Wenn Fleisch z.B. teurer wird, geht das an mir praktisch spurlos vorbei.) Der gesamte Bereich „022“ („Tabak“) fällt für mich flach – brauch ich nicht, kauf ich nicht; ebenso auch „0211“ („Spirituosen“); „0213“ (Bier) und „o212“ (Wein) brauch ich schon, wenngleich ich auch Wein direkt beim Erzeuger einkaufe. Und so weiter. Ich zahle keine Mieten („0411“) und verwende keine Wäschetrockner („044700“). Ich habe kein Auto („0711“) und damit fallen auch zahlreiche Folgekosten (Benzin / Diesel, Versicherung, Steuer, Reifen, Reparaturen) weg; ich brauche keine Bahntickets („073110“), denn ich habe ein Klimaticket – das aber nicht in der Liste enthalten ist. Ich halte keine Haustiere (mehr); ich betreibe keine Glücksspiele („0943“) und reise nur sehr wenig und wenn, dann nicht „pauschal“ („096“), sondern individuell. Auch den Bereich 11 (Restaurants und Hotels) benötige ich nur sehr selten.
Ich habe gehört, dass Autoverkehr, Reisen, Restaurantbesuche u.ä. in rel. hohem Ausmaß zur Inflation beitragen. Diese Bereiche betreffen mich aber nicht. Auch Fleisch- und Tabakkonusm betreffen mich höchstens marginal. Ich hätte ein Interesse daran, „meine persönliche Inflationsrate“ zu wissen. Das kann doch an sich nicht so schwierig sein: man macht den Warenkorb zu einer anklickbaren Liste und lässt jeden Menschen so seinen spezifischen Warenkorb zusammenstellen.
In Ansätzen macht das die Statistik Austria ja auch: sie rechnet z.B. fallweise auch die Inflation für „die Alten“ aus. Das müsste man doch allen Bürger*innen zur Verfügung stellen können. Das hätte dann eventuell auch eine gewisse steuernde Wirkung. (Wenn jemand z.B. draufkommt, dass das Auto, das Rauchen oder Fleischkonsum seine persönliche Inflationsrate in die Höhe treiben, könnte das ein Anstoß für ein Umsteuern werden.) Auch für bestimmte Wirtschaftsbereiche (z.B. die Baubranche) stellt die Statistik Austria eigene Verbraucherpreisindices zur Verfügung.
Nachtrag (27.7.): ich habe den Vorschlag der Statistik Austria geschickt und heute schon eine Antwort bekommen. Tatsächlich gibt es einen „persönlichen Inflationsrechner“ bereits. Ich hatte ihn bloß nicht gefunden:
https://www.statistik.at/persoenlicher_inflationsrechner/
Man braucht für ihn einen sicheren Überblick über die eigenen Ausgaben, und zwar nicht in Prozent, sondern in Euro.