Es war 1971 im tiefsten Vorarlberg. Ich war 14 und hatte mit Pop- oder gar Rock-Musik noch nichts zu tun. „Soul“? Keine Ahnung! Aber meine Cousine, 8 Jahre älter als ich, brachte eine Schallplatte nach Hause, die mein Leben erfasste: „What You Hear is What You Get“. Ike & Tina Turner „Live at Carnegie Hall“. So in etwa sah das aus:
River Deep Mountain High. Proud Mary. Honky Tonk Women. A Love Like Yours. Piece of My Heart. Sweet Soul Music. I’ve Been Loving You Too Long. Respect. I Smell Trouble. Ooh Poo Pah Doo.
Meine Cousine spielte das auch nur, wenn wir allein zu Haus waren. Wild! Eine andere Welt. Irgendwann hab ich mir die Platte – die Platten!, es war ein Doppelalbum – sogar alleine aufgelegt.
Als Intro zu „Proud Mary“: „We never ever do nothin‘ nice – and easy. We always do it nice – and rough.“ Und dann kams zunächst „nice – and easy“, und dann „nice – and rough“.
Tina Turner hat mir eine Welt eröffnet und mich in dieser Welt jahrzehntelang begleitet. Soul? Ja! Soul!
Nutbush City Limits. Tonight. I Can’t Stand the Rain.
Zu meiner Matura 1975 und in meinen ersten Semestern an der Uni – sie hatte sich von Ike gelöst; es müssen schwierige Jahre gewesen sein – trat sie scheinbar ein bisschen leiser; man konnte sie fast aus den Augen verlieren. Aber nur fast: zu meiner Sponsion und zu meiner Promotion und allen möglichen Anlässen dazwischen war sie da.
Private Dancer. What’s Love Got to Do With It. Simply the Best. We Don’t Need Another Hero.
Sie ist nun gestorben. Mit 84. Unglaublich. Ja, es mehren sich die Zeichen, dass wir alle sterben müssen. Aber sie lebt noch fort.
Danke, Anna Mae Bullock aus Brownsville Tennessee.