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Michael Bürkle

99 Tage Strom aus Licht

99 Tage

Seit 99 Tagen (oder 100, wenn ich den 30.6. noch mitrechne) lasse ich nun Strom aus Licht produzieren. Meine Photovoltaik-Anlage in Bürs (48 qm, 9,96 kWp, Südost-Dach) hat seit dem 1. Juli über 3,7 MWh Strom produziert und damit über 2 Tonnen CO2 eingespart. Die produzierte Strommenge entspricht der Menge für einen sparsamen (z.B. meinen) Haushalt von ca. 640 Tagen – also weit mehr als einem Jahr; es entspricht auch den CO2-Emissionen einer Autofahrt mit einem Verbrennermotor von über 8.000 km oder dem, was 51 Bäume an CO2 „inhalieren“ können.

Die Intensität der Produktion geht spürbar etwas zurück: natürlich erzeugte der Juli im Schnitt mehr Ertrag als der Oktober. Aber auch die erste Oktoberwoche hat mit derzeit schon über 240 kWh noch maßgeblich zum Erfolg beigetragen. Der große, erwartete Einbruch ist noch nicht gekommen – ein kleiner kommt immer wieder in Form einzelner unproduktiver Tage.

Stromproduktion

Hier eine Kurve der Stromproduktion über alle 99 Tage:

Die orange-strichlierte Linie ist eine lineare Trendlinie. Sie zeigt die allgemeine Tendenz des Vorgangs an.

Hier ein Säulendiagramm über die Monate Juli-Oktober:

Der Juli (31 Tage, 1,27 MWh) war stark, der August (31 Tage, 1,1 MWh) etwas schwächer, der September (30 Tage, 1,14 MWh) wieder besser und der Oktober (erst 7 Tage, 0,24 MWh) wird noch – allerdings wird er es mit seinen gut 240 kWh für eine Woche voraussichtlich nicht mehr auf eine ganze MWh im Monat schaffen: man ahnt es schon.

Hier in einer Tabelle die Kennwerte für die jeweiligen Monate: Gesamtproduktion pro Tag, Mittelwert über den Monat und Median (mittlerer Wert) für den Monat:

Monat Tage Prod. [kWh] Mittelwert Median
Juni (1) (21,30)    
Juli 31 1.271,77 41,02 41,40
August 31 1.100,31 35,49 36,04
September 30 1.144,64 38,15 41,61
Oktober 7 240,99 34,43 34,05
         
gesamt 99 3.757,71 37,96 39,65

Im Durchschnitt sind da pro Tag fast 38 kWh entstanden; im Juli waren es mit über 41 kWh noch deutlich mehr; im Oktober muss ich einstweilen mit gut 34 kWh zufrieden sein. Faustregel: man kann einen Haushalt mit einem Durchschnittsverbrauch von knapp 6 kWh pro Tag führen – das differiert aber stark: es gibt Haushalte, die verbrauchen wesentlich mehr. Im Juli ist also pro Tag der Strom für eine Haushaltswoche entstanden; im Oktober pro Tag der Strom für 6 Haushaltstage.

CO2 fassbar

Wie muss man sich CO2 („Kohlendioxid“) vorstellen? Wie „groß“ ist das? Ich richte mich in der Folge nach einer Seite der Stadt Böblingen, die das ganz nett aufgedröselt hat.

CO2 ist bei normalen Zimmertemperaturen ein Gas; es ist ein relativ schwerer Bestandteil der Luft: 1 m³ wiegt etwa 1,98 kg; das könnte man als „Ballon“ locker heben, wenn die Verpackung nicht schwer ist. Sauerstoff und Stickstoff sind leichter. CO2 sinkt nicht zu Boden, weil Luft permanent in Bewegung ist.

1 Tonne CO2 kann man sich vorstellen als einen Würfel mit einer Seitenlänge von 8 m. Das sind dann 512 m³ oder mit der Dichte von 1,98 kg/m³ ziemlich genau 1.000 kg. Ein kleines Einfamilienhaus hat auch in etwa so ein Volumen.

Der Mensch produziert sehr viel CO2: „Pro Tag werden ca. 100 Mio. Tonnen Kohlenstoffdioxid durch menschliche Aktivitäten in die Erdatmosphäre emittiert“. Das ist eine gigantische Menge und sie wirkt als Treibhausgas, indem sie verhindert, dass Sonnenstrahlen, die auf die Erde treffen, in das Weltall zurückreflektiert werden. Sie bleiben damit in der Biosphäre und heizen sie damit auf. Wir haben zu viel CO2 als Treibhausgas in der Atmosphäre, und wir sind da als Menschen selber schuld.

Ein mitteleuropäischer Mensch produziert mithilfe der Technologien, die er in Anspruch nimmt, im Schnitt 11,3 Tonnen CO2 (!!!) pro Jahr, also über 11 solcher „Würfelhäuser“. Auch das ist eine große Menge, viel größer als z.B. in Afrika oder Südamerika. Die Menschen dort produzieren viel weniger CO2 und tragen also viel weniger zum Klimawandel bei.

(Ich glaube, dass ich nicht auf 11,3 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr komme, sondern auf weniger: ich fahre praktisch nie Auto und ich fliege nie: ich kombiniere Fahrrad und Öffis. Damit müsste mein CO2-Budget an sich schon deutlich kleiner als der Durchschnitt sein.)

Mit meiner Stromproduktion am Dach spare ich unserer Gesellschaft Strom aus der Verbrennung fossiler Treibstoffe ein, denn Strom wird in unserer Zivilisation immer noch u.a. durch das Verbrennen von Erdgas gewonnen. Auf der Basis eines durchschnittlichen mitteleuropäischen Strommixes hat meine PC-Anlage in 3 Monaten schon die Emission von 2 Tonnen CO2 verhindert. Das ist also ein Volumen von 2 solchen Würfeln mit 8 m Seitenlänge. Also: durch meine Photovoltaik am Dach ist dieses CO2 gar nicht entstanden. Wenn das viele Haushalte machen würden, könnten wir die Menge des emittierten Kohlendioxids wesentlich vermindern.

Die Software meiner PV-Anlage rechnet das noch in Autokilometer und in Bäume um. Bäume „inhalieren“ CO2; sie wären im Klimawandel unsere idealen Antagonisten bzw. Partner. (Menschen müssen Sauerstoff einatmen und atmen CO2 aus; Bäume brauchen CO2 und Wasser und geben Sauerstoff ab. Das ergänzt sich hervorragend. Wir brauchen Bäume und sollten sie nicht in großen Massen abholzen.) 2 Tonnen CO2 entsprechen da 51 Bäumen oder über 8.000 Autokilometern mit einem Verbrennerauto.

Heute, am 99. vollen Produktionstag, hat meine PV-Anlage die symbolischen Grenzwerte von 2 Tonnen CO2 oder 8.000 Autokilometern übertroffen.

Schluss

Photovoltaik gehört zu den Dingen, die das Klimaziel von 1,5 Grad noch erreichbar erscheinen lassen. Es ist eine Gewinn-Strategie für das Individuum wie für die Gesellschaft. Methoden, wie auch Nicht-Dach-Besitzer von Photovoltaik profitieren können, habe ich am 1. Oktober beschrieben.


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