Am Dienstag haben wir am Abendgymnasium den Abschied von Direktorin Eliskases gefeiert. Sie geht in Pension. Sie hat mir da sozusagen das Amt der Direktion übergeben. Ich habe dabei zwei kurze Ansprachen gehalten. Zunächst als Antwort auf die Übergabe an sich:
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Liebe Karin,
vielen Dank für die herzliche Übergabe.
Du übergibst mir eine sehr wichtige, eine sehr interessante und eine ausgezeichnet funktionierende Schule. Du legst mir die Latte sehr hoch. Ich verspreche Dir, ich werde versuchen, die hohen Standards, die Du mit uns entwickelt hast, einzuhalten und die hochgelegte Latte immer wieder zu überspringen.
Ich bitte euch alle, falls ich die Latte einmal reiße, gnädig zu sein und sie mit mir wieder richtig aufzulegen.
Aber wenn die Latte sehr hoch liegt, hat das auch einen Vorteil: man kann aufrecht drunter durchgehen. Ohne sich zu verbiegen.
Ich verspreche Dir und euch, ich werde springen.
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Und bei der Überreichung einer Holz-Eule als Geschenk, gemeinsam mit Kollegen Samir Redzepovic:
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Liebe Karin,
Eulen sind das Symbol der Weisheit, eigentlich der nächtlichen Weisheit, denn es sind Nachtvögel. Eigentlich Nacht-Raubvögel.
Weisheit sammelt sich an verschiedenen Orten. Man soll keine Eulen nach Athen tragen, weil dort schon so viele sind und so viel Weisheit auch.
Also: es gibt Orte mit mehr oder weniger Weisheit.
Weisheit gibt es auch in Direktionen. Das hast Du, liebe Karin, eindrucksvoll bewiesen. In Deiner Direktion hatte die nächtliche Weisheit täglich viel Platz, täglich und nächtlich.
Aber nicht nur in Direktionen gibt es Weisheit. Sogar im Direktorenseminar hat die Weisheit Einzug gehalten. Bei deinem letzten Direktorenseminar in Galtür waren wir von vielen Eulen umgeben. Eine davon hat uns begleitet. Sie ist uns freiwillig gefolgt; wir mussten sie nicht entführen.
Liebe Karin, wir möchten einen Tauschhandel mit Dir eingehen. Du hinterlässt uns Deine direktorale, täglich-nächtliche Weisheit, und Du bekommst dafür diese Eule aus dem Direktorenseminar.
Dazu fällt mir eine kleine Anekdote ein: Als ich noch Zeitsoldat war, „durfte“ ich mir bei verschiedenen Anlässen wie z.B. den Traditionstagen meiner Einheit auch öfter Reden anhören, deren Länge nicht immer in einem vernünftigen Verhältnis zum darin Gesagten stand. Und nachdem bei einem dieser Traditionstage die Honoratioren wieder einmal gefühlt einen Wettstreit ausgetragen hatten, wer die längste und langweiligste Rede halten könne, meinte ein älterer Unteroffizierskollege von mir danach augenzwinkernd: „Weißt du, was eine wirklich gute Rede ausmacht? Also, erstens muß sie natürlich gut sein, das ist klar. Und zweitens muß sie kurz sein – oder zumindest nicht länger… Mehr »