Die Landvolksschule
Heute habe ich mich in eine Landvolksschule begeben, um dort Fragen zu beantworten: Fragen „an die Wissenschaft“. Aus einem im Rahmen von Climate@School beantragten workshop war zunächst eine Unterrichtseinheit über Ernährung, Landwirtschaft und Artenvielfalt geworden und letztlich ein Gespräch über Fragen, die 6-jährige interessieren.
Ein bisschen Bammel hatte ich schon. Ich habe noch nie in einer Volksschule unterrichtet. Meine jüngsten in der Sillgasse waren 10 oder 11 gewesen, die jüngsten am Abendgym 17, die jüngsten an der Uni 18. Kann ich Kindern Antworten auf ihre Fragen anbieten, die richtig und kindgerecht verständlich sind?
Es ist perfekt gelaufen
Zunächst hab ich mich vorgestellt und mit Kreide meinen Namen an die Tafel geschrieben: „Michael Bürkle“. Dann habe ich mich mit einem „Dr.“ davor als (ehemaliger) Wissenschaftler (nun in Pension) ausgewiesen und dann noch mit einem „Mag.“ als Lehrer. Ich habe die „Scientists for Future“ vorgestellt, die einen englischen Namen haben, weil sie eine internationale Organisation sind – und dass sie sich um die Zukunft Sorgen machen wegen des Klimawandels.
Die Fragen waren als von den Kindern gestaltete Plakate da. Wir konnten sie durchgehen.
Innerhalb der ersten der beiden Schulstunden hatten wir 2 der 5 Plakate durchbesprochen. Für die Brechung des Lichts zur Erzeugung eines Regenbogens verwendete ich ein kurzes Video. Der Rest war Gespräch mit hoher Beteiligung vieler Kinder: Martin, Elisa, Theresa, Johanna, Noemi, Rosalie, Marcel, Victor, Leonie, Johannes, Xenia und wie sie alle hießen. Bei den Fragen nach der Entstehung von Kaninchenbaby, Katzenbabys und Kälbern meinte einer von ihnen, das könne man zusammenfassen. Ich habe ihm rechtgegeben und zusammengefasst – das war sowieso geplant – und den Schmetterling noch schnell dazu genommen. (Bei dem ist manches etwas komplizierter.)
Dann das Pausenzeichen: die Kinder wollten weitermachen; die Lehrerin verordnete 3 Minuten Klopause.
Sie kamen wieder, pünktlich! Und sie hörten aufmerksam zu und fragten und kommentierten. (Einige hatten schon gesehen, wie aus einer Puppe ein Schmetterling wird. Einige wussten, wie man bei einem Kaninchen ein Mandl und ein Weibl auseinander kennt …)
5 Minuten vor Schluss machte mich die Lehrerin aufmerksam, dass wir nur mehr 5 Minuten hatten. Kein Problem: für die letzte verbliebene Frage zeigte ich ein 3-Minuten-Video, das zeigte, wie Schmetterlinge fliegen.
Wir waren pünktlich fertig. Alle Fragen beantwortet. Applaus. Ich bekam noch eine Zillertaler Prügeltorte. (Das ist nichts Böses!)
Man hat mir in Aussicht gestellt, mich wieder zu „buchen“. Dieses Schuljahr geht’s nicht mehr; da ist nicht mehr viel Platz. Aber nächstes! (Ja, gern. Mir macht das Spaß.)
Ich kann noch komplexe Sachverhalte für Kinder verständlich formulieren. Das freut mich sehr.
Abschluss
Die Lehrerin hat meine Antworten auf die Fragen der Kinder als Text. Sie wird in einer der nächsten Stunden die Kinder ihre Fragenplakate durch die Antworten ergänzen lassen. Dann sehen sie ihre Fragen und die Antworten; sie sehen die Antworten in Orthographie und die Fragen in ihrer „Phonographie“. Sie können sich ernst genommen fühlen und haben – hoffentlich – zu einem wissenschaftlichen Denken einen guten ersten Bezug gewonnen. Sie haben – als ersten Schritt zur Erkenntnis – Fragen formuliert und gestaltet und bekommen nun die Antworten schriftlich.
Scientists for Future: Mission accomplished.
Gratulation an die Lehrerin
Die Lehrerin hat eine Initiative ergriffen, die nicht selbstverständlich war; sie hat sich auf einen unbekannten Referenten eingelassen; sie hat die notwendigen Rahmenbedingungen hergestellt und wesentliche didaktische Schritte gesetzt. Das ist erstklassige Arbeit – in mehrfacher Hinsicht.
Respekt!
Die Lehrerin hat den Kindern ein Erlebnis beschert und mit diesem Wissen und Lernen positiv besetzt. Dieses Erlebnis hat das Schulbudget nicht belastet: Fahrtkosten sind keine angefallen, denn ich habe ein Klimaticket. Referentenkosten brauche ich keine: ich habe Zeit und beziehe eine Pension.
Ich darf ergänzen: meine Kooperationspartnerin im Projekt war Frau Teresa Ghedina B.Ed., die Klassenlehrerin der 1a einer Volksschule im Zillertal.