Es war zu erwarten
Bei der 21. Weltklimakonferenz 2015 in Paris haben 195 Staaten beschlossen, die Erderwärmung gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 1850-1900 auf 1,5 Grad zu beschränken. Es war damals klar, dass allein diese Erderwärmung erhebliche Folgen auf das weltweite Wirtschaften und die weltweite Verteilung von Wohlstand haben würde.
Nun zeigt sich: wir werden das 1,5-Grad-Ziel verpassen; seine Erreichung sei nicht mehr „plausibel“, wie eine Untersuchung des „Climate, Climatic Change, and Society Cluster“ der Universität Hamburg nachweist. Das war zu erwarten; ich beschreibe das hier schon lang.
Wir gehen derzeit – wenn wir uns anstrengen! – auf eine Klimaerhitzung von 2 Grad zu. Der Standard zeigt in einem gut gemachten podcast-Video, was das heißt. (Wenn wir uns nicht anstrengen, werden es deutlich mehr als 2 Grad Erderhitzung – mit den entsprechenden Folgewirkungen.)
Und was heißt das?
Das heißt, dass wir uns auf wesentlich gravierendere Auswirkungen des Klimawandels einstellen müssen als sie mit dem Einhalten des 1,5-Grad-Ziels verbunden gewesen wären. Viel mehr katastrophale Ereignisse wie Dürren, Überschwemmungen, Landverluste, Krisen und Kriege. (Schon derzeit stehen wir bei einer Erderwärmung von 1 Grad und man sieht die Auswirkungen.)
Heißt das, dass nun „alles egal“ ist? Nein. Es heißt, dass es ab nun um eine Politik geht, die um jedes einzelne Zehntelgrad kämpfen muss. 1,7 Grad hat schlimmere Auswirkungen als 1,5 Grad, aber nicht ganz so schlimme wie 1,8 Grad. Außerdem müssen wir an Anpassungen an die Klimaveränderungen denken.
Die Kipppunkte
Es gibt im Weltklima sogenannte Kipppunkte. Wenn die erreicht (und überschritten) werden, kippen Teile des Klimasystems – und zwar unumkehrbar. Das Problem dabei: niemand kennt die Verhältnisse, bei denen ein Punkt unumkehrbar zum Kippen führt, exakt. Als Kipppunkte werden diskutiert:
1 Schmelzen des arktischen Meereises
2 Schmelzen des grönländischen Eisschilds
3 Zusammenbruch des westantarktischen Eisschilds
4 Methanfreisetzung durch tauende Permafrostgebiete und Kontinentalschelfe
5 Abtauen des tibetischen Hochlands
6 Unterdrückung der atlantischen Tiefenwasserbildung
7 Unterdrückung der antarktischen Tiefenwasserbildung
8 Schwächung der marinen Kohlenstoffpumpe
9 Änderungen von El Niño
10 Antarktisches Ozonloch
11 Ozonloch über dem Nordpol
12 Störung des indischen Monsuns
13 Störung des westafrikanischen Monsuns
14 Rückgang der borealen Wälder
15 Austrocknen des amazonischen Regenwalds
16 Ergrünung der Sahara und Versiegen der Staubquellen
Niemand weiß, bei welcher Erwärmung diese Veränderungen greifen. Aber sie führen zu unumkehrbaren Entwicklungen. Wir sind die l/Letzte Generation, die es eventuell noch verhindern bzw. wenden könnte.