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Ich nehm an, wir hätten einige vehemente Diskussionen in Bezug auf Corona-Politik. Österreich war beim gesellschaftlichen shut down etwas früher dran als Deutschland und etwas strikter – obwohl die Gesetze gar nicht so streng waren wie sie präsentiert wurden. Aber die Politik des „Hammers“ – kennst Du von Pueyo „The Hammer and the Dance“? – war sehr erfolgreich. Ich hab das in meinem Blog auch dokumentiert und kommentiert: www.buerkle.work/cov-datenuebersicht-phase-2-duempeln/. Schau Dir das einmal in den Vergleichszahlen an. Ich find das eindrucksvoll.
Heute hat die Öffnung aller Geschäfte wieder begonnen; am Montag beginnen Teile des Schulwesens wieder mit Präsenzunterricht – in der Zwischenzeit war Fernlehre. Österreich hats recht gut überstanden, obwohl regional (z.B. in Tirol, im Tourismus) katastrophale Fehler passiert sind.
Ich halte eine Politik zeitweiliger Wirtschafts- und Freiheitseinschränkungen für verantwortbar, wenn man damit ein paar 1000 Menschenleben retten kann. Man kann mir vorwerfen, ich sei da egoistisch: ich gehör von Alter und Vorerkrankungen her zur Risikogruppe und bin als österreichischer Beamter von den Einschränkungen wenig betroffen. (Der wirtschaftliche Wiederaufbau wird mich schon ein paar Steuern kosten, aber ich trau den Steuersenkern in den Regierungen sowieso nicht über den Weg: www.buerkle.work/iwf_steuern/, www.buerkle.work/steuern_runter/). Ich find die wirtschaftlichen Einschränkungen – Flugverkehr, Tourismus etc. – geradezu eine ökologische Wohltat; Corona hat den neoliberalen Wirtschaftswahnsinn auf den Boden geholt, und zwar auch dort, wo man zunächst geglaubt hat, man könne das Virus aussitzen und müsse wenig tun: man kann das heute an der Anzahl der Verstorbenen sehen, wohin das geführt hat: Tausende! Schweden, Schweiz, Niederlande … gar nicht zu reden von Italien, Spanien, Frankreich, Belgien, UK, USA. Zutiefst sozialdemokratische Ansätze werden wieder hoffähig; Ansätze, die sich eine SPÖ oder eine SPD gar nicht mehr zugetraut haben.
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Ich mag Freiheitseinschränkungen gar nicht; an sich: in der Wirtschaft sind sie aber oft nötig, weil sonst die Macher, die Geldsäcke die anderen mithilfe aller ihrer neoliberalen Freiheiten ausbeuten. Vielleicht, hoffentlich trägt Corona im wirtschaftlichen Wiederaufbau auch zu einem ökologischen Umbau bei. Da wär ich sehr dafür. Ich hab die Verlangsamung unserer Gesellschaft genossen. Es ist eh alles viel zu speedy. Börsenhandel in Lichtgeschwindigkeit … immer mehr, immer größer, immer schneller: eine verrückte Gesellschaft, die sich in der Klimakrise an den Rand des Abgrunds (oder schon darüber hinaus) gebracht hat.
Corona hat die Bremse gezogen. Der österreichische Staat hat überraschend viel Geld als Kompensationszahlungen für Arbeitslose und KurzarbeiterInnen in Bewegung gesetzt. Ich weiß schon, dass die jungen Familien in Kleinwohnungen mit 2, 3 Kindern keine schöne Quarantäne hatten, dass Alleinerzieherinnen ein Problem haben, wenn Kindergärten schließen. Die österreichischen Frauenhäuser haben einen Quarantäne-Ansturm erwartet; er ist seltsamerweise nicht eingetreten. Man rätselt noch, wieso nicht.
Ich nehme an, Corona ist im Stellenwert mit der Spanischen Grippe 1918-1920 vergleichbar. Die hat im Einzelfall etwa 3 Tage gedauert („three day fever“) und war an sich eben eine Grippe; halb so wild – aber an dieser Grippe und den bakteriellen Folgeinfektionen ist etwa 2% der damaligen Menschheit gestorben, mehr als im Weltkrieg. (Antibiotika hat es noch nicht gegeben.) An Corona erkranken „im Westen“ nur sehr wenige, und von diesen wenigen nur wenige sehr ernst: denen gehts aber brutal. Deutschland wird noch auf etwa 10.000 Tote kommen, nehme ich an: Spanien und Italien sind ganz anders betroffen. Die wahre Katastrophe wird in Südamerika und dann in Afrika passieren, befürchte ich, wo die Gesundheitssysteme auf eine Pandemie nicht eingerichtet sind. Vielleicht gibt es bis dann Medikamente, Impfstoffe – aber vermutlich noch nicht. Ich fürchte, es wird katastrophal.
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Die österreichische Bundesregierung hat die Gesetze, die zu Freiheitseinschränkungen wegen der Coronakrise geführt haben, von vornherein mit einem Ablaufdatum versehen. Das ist klug.
Es gibt mehrere Epidemiologen und Virologen,die den Lockdown völlig ablehnen. Man wird es wohl nie beweisen können, wie es ausgesehen hätte ohne das, mit Ausnahme von Schweden. Was wohl beweisbar ist, sind natürlich die Schäden, die durch den Lockdown entstanden sind. Ich bin mit dir einig, dass die ganze Gesellschaft eilig, hedonistisch und verschwenderisch war. Auch für die Umwelt ist die Ruhe erholsam. Aber das alles ist, weil die Ökonomie krank ist und kann man das als positiv bezeichnen? Ausserdem bin ich noch immer der Meinung, dass kleine selbständige Unternemen entweder verschwinden sollten oder wenigstens sich verschulden am Staat und… Mehr »
Lieber Jan Kees,
ich halte die „Theorie“, dass das alles auf den Einfluss von Bill Gates zurückgeht, für eine Verschwörungstheorie, die sich nicht halten lässt. Viren mutieren: das ist natürlich, da braucht es keinen Gates. Und noch hat er mit Impfstoffen keinen Cent verdient. Er unterstützt die WHO finanziell: da hab ich nichts dagegen.
Schweden ist ein gutes Beispiel, dass ein lockdown effektiv viele Leben retten kann (bzw. dass ein nicht-lockdown ein paar 1000 menschen das leben kosten kann).
m.b.
Und dann habe ich noch die schlimmste Entwicklung vergessen, nämlich das verschwinden vom Bargeld (hygienischer?) und den Übergang nach Cryptocurrency using bodyactivity data.
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